Datenbank Häuser
Häuser im Jüdischen Viertel

Die Datenbank enthält Informationen zur Geschichte der Häuser sowie zur Architektur des Jüdischen Viertels und dokumentiert Aussagen von Zeitzeugen zum jüdischen Leben in Hohenems.

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Haus:
Schweizer Straße 6; Israelitengasse 3; 55, 54; "Landauerhaus" (Städtisches Bürgerhaus)

Sozialgeschichte:
Das Haus gehört anfänglich Nathan Elias (= Brentano). Nach seinem Tod 1811 geht es auf seine Gattin Dölzele Brentano geb. Uffenheimer über. Diese übergibt es 1819 ihrem Sohn August Brentano, der es seiner Gattin Maria Brentano geb. Hirschfeld und seinen vier Söhnen vererbt. 1855 verkauft einer dieser Söhne, Nestor Brentano, das ganze Haus seiner Ehefrau Friederike Brentano geb. Rosenthal. Nach deren Tod erwirbt es 1862 Berman Wohlgenannt, der es 1875 seinem Bruder Heinrich Wohlgenannt hinterläßt. Dieser verkauft das Haus 1889 an Sarah Landauer geb. Kahn.

Besitz:
1806/07 Nathan Elias (= Nathan Brentano)

1811 Nach dem Tod des Nathan Elias 1811 geht das Haus auf seine Gattin Dölzele Judith Brentano geb. Uffenheimer über. {Kat. 4/61; 1202}

1819 Dölzele Judith Brentano übergibt das Haus ihrem Sohn August Brentano. {Kat. 4/61; 1202}

1847 Zusammenstellung und Verteilung des Erbes des August Brentano, gest. 1828: Haus No. 3 erben Witwe Maria Brentano geb. Hirschfeld und ihre 4 Kinder: Nestor, Emil, Maximilian und August (keine Angaben über Anteile). {1847; 4974}

1852 Nachlaß der am 7.5.1850 verstorbenen Maria Brentano geb. Hirschfeld: die Hälfte des Hauses No. 3 erhält deren Sohn Nestor Brentano. {1852; 1089}

1855 Nestor Brentano verkauft das Haus No. 3 an seine Gattin Friederike Brentano geb. Rosenthal; Kaufpreis: 5000 fl. {1855; 3049}

1862, VI, 23 Nach dem Tod der Friederike Brentano übergibt Ignatz Rosenthal als Vormund ihrer Kinder nach einer am 17.4.1862 erfolgten Versteigerung das Haus No. 55 an Bermann Wohlgenannt; Ersteigerungspreis: 6500 fl. {1862; 7940}

1875, II, 10 Nachlaß des am 22.12.1874 verstorbenen Berman Wohlgenannt: das Wohnhaus No. 55 (3500 fl.) erhält sein Bruder Heinrich Wohlgenannt, Handelsmann in Hohenems, als Universalerbe. Bedingung: Dieser hat der erbl. Witwe Maria Anna Wohlgenannt 7142 fl. bar auszuzahlen und ihr den lebenslänglichen Fruchtgenuß an 5 Zimmern und Küche im 1. Stock des Hauses No. 55 sowie allen darin befindlichen Möbeln und kleinem Keller zu überlassen. {1875; 338}

1889, III, 15 Witwe Maria Anna Wohlgenannt hat lebenslängliches Benützungsrecht im 1. Stockwerk des Hauses No. 54 (neue No.), welches auf 60 fl. jährlich veranschlagt wird; mit dem Vorbehalte dieses Benützungsrechtes verkauft Heinrich Wohlgenannt dieses Haus an Sarah Landauer geb. Kahn; Kaufpreis: 7800 fl. {1889; 1831}

1893, VIII, 8 Servitutsverzichtsurkunde: Hermann Hirsch hat das Recht, durch den Hof der Sarah Landauer von der Christengasse in die Israelitengasse zu fahren. Ein ähnliches Recht besitzt Sara Landauer gegenüber Hermann Hirsch. Beide verzichten auf dieses Recht, und Sarah Landauer erhält 300 fl. Auslöse. {1893; 4631}

Situation:
1847: Haus No. 3, Stallung, Platz, Wiese.
1852: halbes Haus No. 3 in der Israelitengasse.
1855: Haus No. 3, Judengasse; Stadel, Magazin, Remise, Garten und Platz.
1862: Wohnhaus No. 55 + Stadel, Magazinsgebäude, Remise und dgh. Grund und Boden, Bes.No. 3508; grenzt an Salomon Bernheimer, südlich an Sara Löwenberg geb. Brunner, westlich an die Israelitengasse, nördlich an Moritz Brentano und Heinrich Wohlgenannt.
1875: Wohnhaus No. 55 + Stadel, Remise und dgh. Hofplatz, Bes.No. 3508.
1889: Bp. 157 - Wohnhaus mit Parterre und zwei Stockwerken No. 54 + Stadel, Remise und dgh. Hofraum in der Israelitengasse.

Denkmalamt:
Aus der Empfehlung zur Unterschutzstellung vom 8. März 1993:
Äußere Erscheinung 19. Jahrhundert; dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus unter Kreuzgiebeldach, Fassade zur Schweizerstraße mit sechs Fensterachsen, holzgerahmte Fenster, Geschäftsbereich im Erdgeschoß erneuert, Tor der Hofeinfahrt mit kassettierten Füllungen und rahmenden Pilastern, kassettierte Dachuntersichten, Giebel zur Schweizerstraße mit Krüppelwalmdach auf Konsolen aus den 1920er Jahren. Durchfahrt zum Hof mit Tonnengewölbe und Stichkappen, Seitenfront zwei Fenster im Giebelbereich. Hofseitig: eingeschossiger Anbau unter Flachdach und ein zweigeschossiger Anbau unter Satteldach wohl aus jüngerer Zeit.


Zeitzeugen:
Josef Amann sagt, daß die Familie Landauer dort wohnte. Baumeister Grabher hat das Haus jetzt umgebaut. Die Familie Landauer hatte im unteren Stock eine Metzgerei. Metzger Klien hat dann das Haus von Landauers gekauft.

Rudolf Ludescher sagt, daß unten links die Metzgerei war und oben Landauers wohnten. Die Metzgerei Landauer habe auch einmal gebrannt; allerdings nach dem großen Brand von 1916.

Wehinger Alwin sagt, daß Landauers im mittleren Stock wohnten und im unteren Stock die Metzgerei hatten. Sie sind schon weggezogen, als er noch in die Schule ging.

Häfele Josef sagt, daß Metzger Klien das Haus in den 30iger Jahren kaufte. Er hat das Haus nicht verändert, erst Baumeister Grabher hat es renoviert.

Hedwig Ruppmann erzählte, daß das Haus schöne Parkettböden und einen Kachelofen hatte. Ihre Schwester habe dort gewohnt.

Karl Wehinger sagt, daß die Brüder Markus und Heinrich Landauer eine Metzgerei hatten. Im 1. Weltkrieg mußten sie einrücken und verkauften daher an den Metzger Klien. Von da an ist es keine Metzgerei mehr gewesen. Landauers wohnten im 1. Stock und im oberen Stock wohnten andere Juden.

Edith Waibel sagte, daß es 1927 im Haus von Landauers brannte. Landauers haben im 2. Stock gewohnt. Nach dem Brand wurde das Dachgeschoß umgebaut. Im 1. Stock wohnte Kaminkehrer Amann. Landauers sind nach dem Brand in die Schweizerstr. 33 gezogen und anschließend nach Innsbruck (in den 30iger Jahren). Was mit ihrem Besitz passierte, weiß sie nicht. Werner Mathis zog 1953 nach seiner Heirat in das Landauerhaus.

Zeller Pauline vermutet, daß die großen Kutschen im Hof bei Landauers standen.


Architekturgeschichte:
Das Haus wurde im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts von Nathan Elias=Brentano, der im Besitz einer Spinnerei und Weberei war, erbaut. Er wird von Tänzer als reicher Fabrikant bezeichnet.1 1777 hat auf diesem Areal jedenfalls schon ein Hof, ein Stall und eine Waschhütte des k.k. Hoffaktors Mayer Jonathan Uffenheimer, Vater der Frau von Nathan Elias, Dölzele Uffenheimer, gestanden. Auch Familie Daniel Hirschfeld (Schwager von Johann August Brentano, Sohn des Nathan Elias) wohnt zeitweise in diesem Haus. 1857 gehört das Haus dem Enkel des Erbauers, Nestor Brentano.
Heute gilt es als das sog. Landauer-Haus (Metzgerei Landauer).
Anläßlich der Renovierung in den Jahren 1989/1990 wurde an der Türe eine Mesusa gefunden, die sich im Jüdischen Museum befindet.
1 Aron Tänzer, Die Geschichte der Juden in Hohenems, Bregenz 1982 (Nachdruck von Ausgabe Meran 1905), S. 177.



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Resultat: 13 Treffer (Suche nach Wohlgenannt)

1. Haus 2
Christengasse 31 (-> Detailinfo)

2. Haus 3
Christengasse 32 (-> Detailinfo)

3. Haus 10
Harrachgasse 7; Israelitengasse 11; 48 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

4. Haus 25
Israelitengasse 27; 85; 82 (-> Detailinfo)

5. Haus 26
Israelitengasse 29; 84 (-> Detailinfo)

6. Haus 36
Israelitengasse 5; 53; 52; ehemals Brunnerstraße 10 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

7. Haus 41
Jakob-Hannibal-Straße 4; Israelitengasse 40; 72; 71 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

8. Haus 42
Jakob-Hannibal-Straße 6; Israelitengasse 41; 71; 70 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

9. Haus 66
Schweizer Straße 10; Israelitengasse 8; 52 (-> Detailinfo)

10. Haus 67
Schweizer Straße 10; Israelitengasse 9; 51; "Höscheler-Haus" (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

11. Haus 82
Schweizer Straße 6; Israelitengasse 3; 55, 54; "Landauerhaus" (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

12. Haus 84
Schweizer Straße 8; Israelitengasse 4; 54; 63 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

13. Haus 91
Untergasse 15; 108 (-> Detailinfo)