Das Jüdische Museum Hohenems hält Kontakt zu Nachkommen der Hohenemser Juden in aller Welt. Das Netzwerk der Hohenemser Diaspora ist eine wesentliche Dimension der Arbeit des Jüdischen Museums und für die Nachkommen selbst eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zwischen den Familien hat sich – auch durch die Arbeit des Museums und der 1998 gegründeten American Friends of the Jewish Museum Hohenems – eine dauerhafte Kommunikation entwickelt.
Das Museum unterstützt Nachkommen bei der Kommunikation untereinander und bei genealogischen Recherchen. Nicht zuletzt seit dem ersten Nachkommentreffen 1998 mit mehr als 160 Teilnehmern, bereichert die Kommunikation mit den Nachkommen auch den Alltag der Programm- und Ausstellungstätigkeit des Museum.
Geschichte der Hohenemser Diaspora
Schon im 17. bis 19. Jahrhundert waren die Hohenemser Juden gezwungen, ihre Kinder zumeist in andere Orte (von Süddeutschland bis nach Norditalien) zu verheiraten, da die Zahl der bewilligten Niederlassungen und Familien in Hohenems beschränkt blieb.
Seit den 1860er Jahren veränderten sich die Bedingungen für jüdische Ansiedlung in der Schweiz und Österreich grundlegend. In St. Gallen durften sich nun Juden niederlassen; und auch in Tirol wurde ab 1867 im Rahmen des Staatsgrundgesetzes die Ansiedlung für Juden freigegeben. In der Folge wanderten viele Jüdische Familien von Hohenems ab. Innerhalb weniger Jahrzehnte schmolz die Gemeinde von Hohenems von mehr als 500 Seelen auf 100 ab, während die neu gegründete Jüdische Gemeinde von St. Gallen insbesondere durch Hohenemser Zuwanderung entstand.
Andere Familien ließen sich in Südtirol, Deutschland oder Italien nieder und schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten zahlreiche Hohenemser Juden auch in die USA aus. Heute leben Nachkommen der Hohenemser Juden unter anderem in den USA und der Schweiz, in England, Australien, Israel, Frankreich und Belgien, in Deutschland, Spanien und Österreich.
So entstand im Laufe der Zeit eine Hohenemser Diaspora, die selbst nach der Vertreibung, Deportation und Ermordung der letzten Hohenemser Juden während der Nazizeit von der Erinnerung an eine lange Blüte der Gemeinde in Hohenems geprägt war.
2008 trafen sich Angehörige der Hohenemser Familien schon zum zweiten Mal zur „descendants reunion“. 2017 fand anlässlich des 400. Jahrestages des Hohenemser Schutzbriefs von 1617 die dritte und bislang größte Reunion mit 180 Teilnehmer*innen statt.