Anfänge
Das Jüdische Museum Hohenems wurde im April 1991 in der Villa Heimann-Rosenthal im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels eröffnet. Doch schon seit den 1970er Jahren wurde in Hohenems über ein Jüdisches Museum diskutiert. Als die Stadt Hohenems die von einer Fabrikantenfamilie erbaute Villa Heimann-Rosenthal 1983 erwarb und eine neue Nutzung für das Gebäude gesucht wurde, rückte die Chance einer Museumsgründung in greifbare Nähe. Kulturpolitisch engagierte Bürger gründeten 1986 den ‘Verein Jüdisches Museum Hohenems’, um die Möglichkeit zu eröffnen, jüdische Geschichte, jüdisches Leben und Kultur kennenzulernen.
1989 wurde schließlich Kurt Greussing beauftragt, für die von Roland Gnaiger restaurierte Villa ein Museumskonzept zu erarbeiten, das die Geschichte der Juden in Vorarlberg unter der konkreten Perspektive des Verhältnisses zwischen Minderheit und Mehrheit veranschaulicht. Beteiligt waren an der Umsetzung u.a. Karl Heinz Burmeister, Bernhard Purin, Eva Grabherr und Sabine Fuchs. Gemeinsam mit der Architektin Elsa Prochazka und den Grafikern A&H Haller gestalteten sie das Museum bewusst als „begehbares Buch“, in dem die zumeist schriftlichen Zeugnisse der Geschichte der Gemeinde präsentiert wurden.
Umbau Cafe und Foyer
Im Jahre 2005 wurde mit dem Umbau des Cafe- und Foyerbereichs des Museums der Startschuss zur Erneuerung des Hauses gegeben, eine Erneuerung, die der entwickelten Sammlung des Museums, dem Forschungsstand und den neuen Fragen jüdischer Gegenwart und Museologie durch eine neue Dauerausstellung Rechnung trägt.
Neue Dauerausstellung
Im April 2007 konnte die neue Ausstellung und das technisch erneuerte und teilweise klimatisierte Gebäude der Öffentlichkeit zurückgegeben werden.
Die vollständig neu gestaltete Dauerausstellung präsentiert Spannungsfelder jüdischen Lebens im Fokus einer exemplarisch erzählten lokalen Geschichte und ihres Beziehungsraums. Konfrontiert mit den Fragen von BesucherInnen entfaltet die Ausstellung die konkrete Lebenswirklichkeit der Diaspora im Kontext einer europäischen Geschichte von Migration und grenzüberschreitenden Beziehungen, Netzwerken und Globalisierung. Sie stellt Menschen in den Vordergrund, ihre Widersprüche und subjektiven Erfahrungen, ihre Lebensentwürfe und Bräuche: Menschen wie Salomon Sulzer, den Begründer der modernen europäischen Synagogenmusik genauso, wie Hausierer und Gastwirte, Rabbiner und Lehrer, Kaufleute und Fabrikanten, wie die Familie Rosenthal, in deren 1864 erbauter Villa das Museum untergebracht ist.
Seit der Eröffnung des Museums ist – nicht zuletzt durch den engen Kontakt mit den Nachkommen der Hohenemser Juden in aller Welt – eine umfangreiche Sammlung von Alltagsgegenständen, Memorabilia und persönlichen Dokumenten entstanden. Moderne Audioguides und Videostationen ermöglichen nun einen neuen Zugang zu einer “Geschichte der Erfahrungen”. Die Ausstellung steht in deutscher, englischer und französischer Sprache für ein internationales Publikum bereit. Eine eigene Kinderausstellung von Monika Helfer und Barbara Steinitz eröffnet einem jungen Publikum einen neuen Blick auf die Geschichte und regt den Dialog zwischen den Generation an.
Die Ausstellungsarchitektur von Erich Steinmayr und Fritz Mascher, die Gestaltung durch das Designbüro stecher id und das neue Ausstellungskonzept verwandeln das frühere Wohnhaus bewusst in ein Museum: ein Haus, in dem wir die alte Villa selbst als Exponat wahrnehmen können. So ist die Villa Heimann-Rosenthal heute ein Ort, an dem wir uns der Vielfalt der Geschichten und Objekte annähern können und uns selbst bewusst als “BetrachterInnen” erfahren – ein Ort der Begegnung mit vergangener aber immer noch herausfordernd aktueller Erfahrung.