Synagoge
Synagoge, Feuerwehrhaus, Musikschule

50 Jahre nach dem Umbau in ein Feuerwehrhaus wurde an der Hohenemser Synagoge eine neue Art des Umgangs mit der Geschichte sichtbar. Nach dem Auszug der Feuerwehr im Jahr 2001 wurde das Gebäude unter der Leitung der Architekten Ada und Reinhard Rinderer einer umfassenden Teilrekonstruktion in schlichter und würdiger Form unterzogen. Die alte Fensterordnung mit ihren hohen Bögen und Ochsenaugen, die Kubatur des Betraums und die ehemalige Frauen-, später Chorgalerie wurde wieder hergestellt. Seit 2004 dient das Gebäude nun als Sitz der Musikschule tonart. Der Saal wird als Salomon Sulzer Saal seit Mai 2006 für kulturelle und andere Veranstaltung genutzt, im Bewusstsein seiner Geschichte und als Ort interkultureller Begegnung.

Die ehemalige Synagoge in Hohenems
Die 1771/72 nach Plänen des Bregenzerwälder Barockbaumeisters Peter Bein erbaute Synagoge, die 1954/55 in ein Feuerwehrhaus umgebaut wurde, nimmt eine zentrale Stellung innerhalb des Jüdischen Viertels in Hohenems und in der Diskussion um den Umgang mit dieser Geschichte ein. Der imposante tonnengewölbte Saalbau stellte ein frühes und in weitem Umkreis einzigartiges Beispiel für eine spätbarock-klassizistische Landsynagoge dar.
Die Einrichtung im Inneren der Synagoge entsprach den allgemeinen Richtlinien für Synagogen zu dieser Zeit, wies aber eine Besonderheit auf: Die Deckengemälde waren nicht wie in Synagogen üblich ornamental-abstrakte Malereien, etwa ein blauer Sternenhimmel, sondern figurative Darstellungen. Themen waren die Schöpfung des Lichtes (über dem Vorbeterpult im Osten), in der Mitte die Offenbarung am Berge Sinai und ein Wolkenmeer mit zuckenden Blitzen. An den Nord- und Südwänden befanden sich fünf Medaillons mit Darstellungen aus dem Synagogenkultus.

Erster Umbau
Ein erster Umbau der Synagoge erfolgte zwischen 1863 und 1867 nach Plänen des Schweizer Architekten Felix Wilhelm Kubly. Die Veränderungen umfassten die Errichtung eines neuen Heiligen Schreines und einer Kanzel, neue Sitze für den Rabbiner, den Kantor und den Gemeindediener, außerdem die Verlegung des Vorlesepults von der Raummitte auf ein Podest vor dem Thoraschrein. Für den Chor und das von Salomon Sulzer gestiftete Harmonium wurde eine neue Galerie eingebaut.

Beschlagnahmung und Zerstörung
Zwar blieb die Synagoge in der Reichspogromnacht des 9. November 1938 vor Übergriffen verschont, aber nach der Zwangsauflösung der Jüdischen Gemeinde gelang der Gemeinde Hohenems im September 1940 die lange betriebene Übernahme des Gebäudes. Die Pläne zum Umbau der Synagoge wurden während der nationalsozialistischen Herrschaft nicht ausgeführt. Bereits am 17. November 1938 waren allerdings die Ritualgegenstände in der Synagoge beschlagnahmt worden. Eine detaillierte Inventarliste gibt Auskunft über die seither verschwundenen Objekte.

Feuerwehrhaus von 1954 bis 2001
Nach der Rückstellung des Gebäudes durch die französische Verwaltung in den Nachkriegsjahren beschloss die Gemeinde Hohenems in den fünfziger Jahren, das ehemalige Synagogengebäude von der Kultusgemeinde Innsbruck anzukaufen und in ein Feuerwehrhaus umzubauen. Mit diesem Umbau 1954/55 wurden schließlich alle Elemente zerstört, die an die Funktion des Gebäudes als Synagoge erinnert hatten. Der frühere Betraum wurde in zwei Geschosse unterteilt. Die Deckengemälde und Gewölbeteile wurden ebenso entfernt wie alle sakralen Elemente der Außenfassade. Die Rundbogenfenster und die darüber liegenden ovalen Fenster wurden durch eckige ersetzt. Drei Garagentore dominierten die Ostfassade, an der einst eine Apsis auf den Thoraschrein im Inneren hingewiesen hat. Statt des Glockenturms wurde ein Schlauchturm eingebaut. Bis 2001 wurde das Gebäude als Feuerwehrhaus genutzt.