Die Geschichte arabisch-jüdischer Lebenswelten reicht Jahrhunderte zurück, bis in die präislamischen Stammesgesellschaften Arabiens. Eine lange und widersprüchliche Beziehungsgeschichte – mal romantisiert, mal vergessen, verdrängt und dämonisiert – gibt es zu entdecken: jüdisches Leben unter islamischer Herrschaft über die heutigen arabischen Länder und die Iberische Halbinsel (al-Andalus), im Osmanischen Reich oder unter dem Einfluss europäischer Kolonialinteressen.
Mit der Gründung des Staates Israels 1948 und der Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, den Konflikten um Dekolonisierung und Unabhängigkeit arabischer Staaten, Israels Kriegen mit seinen arabischen Nachbarn und der teils gewaltsam forcierten Massenemigration der jüdischen Bevölkerung aus arabischen Ländern, ist das jüdisch-muslimische Verhältnis für viele nur noch ein Gegensatz. In Israel wurden Jüdinnen*Juden aus der arabischen Welt als ‚Misrachim‘ lange Zeit selbst diskriminiert. Das wiederum war für einige von ihnen der Impuls, die arabisch-jüdische Geschichte als Gegenentwurf zu den unversöhnlichen nationalen ‚Identitäten‘ neu zu bewerten.
Warum fällt es trotz der reichen und vielschichtigen Geschichte arabisch-jüdischer Lebenswelten so schwer, beide Zuschreibungen – arabisch und jüdisch – zusammenzudenken? Können sie sich in unserer heutigen Welt noch ineinander verschränken, als Bestandteile einer komplexen kulturellen Prägung?
Die Ausstellung spürt diesen Überlegungen auf zwei Weisen nach: Zum einen blicken sieben jüdische Künstler*innen mit (familiären) arabischen Wurzeln auf die Frage nach jüdischen Identitäten in islamisch geprägten Ländern. Sie arbeiten im Kontext von Erinnerung und Sprache, Ideologien und jüdisch-religiösem Denken, Architektur, Essen und Musik. Zum anderen zeichnen historische Schlüsselmomente ein Bild arabisch-jüdischer Berührungen, die vielmals fruchtbar und produktiv verlaufen, aufgrund von Verfolgung und Diskriminierung aber auch spannungsgeladen und konfliktreich sind. Sie bilden damit zugleich auch eine gänzlich andere, eine alternative jüdische Geschichte zu jener in Mitteleuropa, in Hohenems.
Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems
Beteiligte Künstler*innen
Eliyahu Fatal
Hori Izhaki
Dana Flora Levy
Dor Zlekha Levy
Joseph Sassoon Semah
Mona Yahia
Tamir Zadok
Mitarbeiter*innen
Konzept
Boaz Levin (Berlin)
Kurator*innen
Anika Reichwald und Hanno Loewy (Hohenems)
Ausstellungsarchitektur und -grafik
atelier stecher, Roland Stecher, Thomas Matt (Götzis)
Wissenschaftliche Recherche
Philomena Becke (Augsburg), Franziska Völlner und Tabita Pfleger (Hohenems)
Wissenschaftliche Beratung
Felicitas Heimann-Jelinek (Wien), Ghilad Shenhav und Ronny Vollandt (München)
Objektbetreuung
Raphael Einetter (Hohenems)
Vermittlung
Anita Niegelhell, Claudia Klammer (Hohenems)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Birgit Sohler (Hohenems)
Übersetzungen
Sabine Bürger, Tim Beeby (Essen)
Sekretariat
Martina Steiner (Hohenems)
Ausstellungstechnik
Dietmar Pöschko (Hohenems), Dietmar Pfanner (Andelsbuch)
Ausstellungsbau
Raidel Tischlerei (Mäder)
Clemens Märk GmbH & Co. KG (Hohenems)
blenke design (Hohenems)
Malerarbeiten
Malerwerkstätte Alfons Mathis (Hohenems)
Beschriftungen
Elograph (Röthis)
Drucksorten
Druckerei Thurnher (Rankweil)
Medienpartner
ORF Ö1
Vorarlberger Nachrichten
Titelbilder (Ausschnitte):
Ausstellungssujet „Yalla“
Dana Flora Levy: Fatherland Archives (2024)
Eli Petel: Hummus (2001-2003)