Datenbank Häuser
Häuser im Jüdischen Viertel

Die Datenbank enthält Informationen zur Geschichte der Häuser sowie zur Architektur des Jüdischen Viertels und dokumentiert Aussagen von Zeitzeugen zum jüdischen Leben in Hohenems.

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Haus:
Schweizer Straße 10; Israelitengasse 8; 52

Sozialgeschichte:
Vom ursprünglichen Besitzer Jakob Wohlgenannt geht das Haus 1838 auf dessen Witwe Sibilla Wohlgenannt über. Früher war das Haus zweigeteilt, die andere Hälfte gehörte Wolf Wohlgenannt und Leopold Judas Wolf. Sibilla Wohlgenannt besitzt 1845 aber bereits das ganze doppelte Wohnhaus, das sie 1845 ihrem Sohn Bermann Wohlgenannt verkauft, der es 1862 an Jakob Schwarz junior veräußert. Jakob Schwarz bricht das Haus dann zwischen 1862 und 1867 ab.
Berman Wohlgenannt wohnt bis 1862 mit seiner Mutter in diesem Haus. 1857 umfaßt die Familie drei Personen und zwei Dienstboten

Besitz:
1806/07 Jakob Salomon Wolf (= Jakob Wohlgenannt)

1806/07 Wolf Baruch Wolf (= Wohlgenannt) und Leopold Judas Wolf (= Brunner ?)

1826, II, 19 Arnold Brunner verkauft ein Viertel des Hauses an Heinrich Brunner. {1830; 5819}

1838 Nach dem Tod des Jakob Salomon Wohlgenannt geht das Haus auf seine zweite Ehefrau Sprinze (= Sibilla) Wohlgenannt geb. Bikard über. {o.A.}

1845, IX, 16 Sibilla Wohlgenannt geb. Bikard verkauft das aus zwei halben Wohnhäusern bestehende Haus in der Israelitengasse an ihren Sohn Berman Wohlgenannt; Kaufpreis: 1240 fl. {1845; 3700}

1862, V, 31 Berman Wohlgenannt, Metzger in Hohenems, verkauft das doppelte Wohnhaus No. 52 an Jakob Schwarz junior, Handelsmann in Hohenems; Kaufpreis: 1000 fl. Die Mutter des Berman Wohlgenannt, Sibilla Wohlgenannt geb. Bikard, hat das Benützungsrecht von Zimmer und Küche des oberen Stockwerkes. Sibilla Wohlgenannt verzichtet auf dieses Recht. {1862; 7872}

1867, VIII, 22 Jakob Schwarz junior stellt ein Ansuchen um Vergrößerung seines Hauses auf der Stelle des von ihm "weggebrochenen ehemaligen Jakob Wohlgenanntschen Hauses". Das Haus wurde also zwischen 1862 und 1867 abgebrochen. {StbA. Hoh.; 208/1867}

Situation:
1845: das aus zwei halben Wohnhäusern bestehende mit Haus No. 7 und 8 bezeichnete in der Israelitengasse gelegene Haus, Bes.No. 3522 und 3524.
1862: erw. {1845; 3700}; das doppelte Wohnhaus No. 52 + dgh. Platz, Bes.No. 3522 und 3524; stoßt an Jakob Schwarz junior und an den Bürgermeister Samuel Menz.

Denkmalamt:
Aus der Empfehlung zur Unterschutzstellung vom 8. März 1993:
Anfang 20. Jahrhundert; Zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus unter Mansarddach, giebelseitige Front zur Schweizerstraße mit zwei Fensterachsen, holzgerahmte Fenster mit versproßten Oberlichten und stark vorspringenden Sohlbänken, kassettierte Dachuntersichten, Geschäftsbereich erneuert. Seitenfassaden: fünf Fensterachsen, Zwerchgiebel. Hofseitig: zweigeschossiger Anbau mit Holzveranda im Bereich des ersten Obergeschosses, darüber Balkon mit einfachem Schmiedeeisengitter. Weiterer Anbau übereck, unter Satteldach und zweigeschossig, Werkstatt, Erdgeschoß gemauert, Obergeschoß Holzkonstruktion. Weiterer eingeschossiger Anbau (Werkstatt) unter flachem Satteldach mit 3:3 Fensterachsen.

Zeitzeugen:
Früher wohnte dort Barth. 1916 hat es dort gebrannt. An Barth kann sich Franz Fenkart noch erinnern. Er hatte ein kleines Geschäft und eine Schuhmacherei. Das Haus kaufte dann Marinelli.

Auch Rudolf Ludescher erzählt vom Geschäft von Barth.

Josef Schiebig erzählt, daß sich das Geschäft von Barth links neben der Tür befand. Er habe auch in diesem Haus gewohnt.

Wehinger Alwin sagt auch, daß in diesem Haus und im Höscheler-Haus ein Geschäft war.

Häfele Josef sagt, daß Barth Anfang der 30er Jahre noch gelebt hat. Neben Marinellis wohnten Brettauer; das Haus hat man kürzlich abgerissen und neu aufgebaut.

Das Elternhaus von Dolores Purtscher geb. Benzer, war das Barth-Haus. Ihr Großvater hat es um 1920 gemietet. In der Schweizerstr. 8 wohnte ein gewisser Barth. Im Marinellihaus war ein Schuhgeschäft.

Frieda Reiner wohnte auch zweitweise in diesem Haus.


Architekturgeschichte:
Das Haus des Baruch Wolf=Wohlgenannt (1717-1838) überstand den Brand 1777 und es ging von ihm in den Besitz seines Sohnes Salomon (1742-1822) und später in den Besitz dessen Sohnes Jakob Wohlgenannt (1776-1838) über. Die Familie trieb Handel mit Stickereien vorwiegend in St. Gallen. 1845 verkauft Sprinze Wohlgenannt, geb. Bikard (1787-1872), Witwe des Jakob W., zwei halbe Wohnhäuser an ihren Sohn Bermann Wohlgenannt (1811-1874). 1857 gehört das Haus zur Hälfte Bermann Wohlgenannt und zur Hälfte der Witwe Schwarz. 1862 verkauft Bermann drei Viertel des Hauses an Jakob Schwarz. 1867 sucht Jakob Schwarz (1815-1894) um die Genehmigung, ein neues Haus bauen zu dürfen, an:

Ich bin willens auf die Stelle des von mir weggebrochenen ehemaligen Jakob Wohlgenanntischen Hauses ein neues Wohnhaus zu erbauen. Wie ich diesen Bau auszuführen gesonnen bin zeigt ihr (sic) in Duplo beigeschlossenen Bau- und Situationsplan. Der eigentliche Bau ist mehr nur eine Vergrößerung meines an der Baustelle schon befindlichen Hauses und da mir weder in politischer Beziehung von Seite der Anrainer, noch in feuerpolizeilicher Beziehung Einwendungen gemacht werden können, so bitte ich um baldmöglichste Ertheilung des Consenses. Hohenems, d. 22. Aug. 1867, Jakob Schwarz Jr.1
Die Familie Schwarz beschäftigte sich laut Tänzer2 zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Handel von Schweizer Textilwaren. Jakob war Stickereifabrikant, sein Bruder Ernst gründete 1848 in Hohenems die Bank "Gebrüder Schwarz", 1876 übernahmen seine Söhne Arnold und Siegmund unter den Namen "Ernst Schwarz Söhne" das Bankgeschäft und verlegten es 1883 nach Feldkirch.
Laut Bauplan ist das ehemalige Haus in der heutigen Schweizer Straße 10 ein 2-stöckiges Haus mit der Traufseite zur Straße hin. Die Hausfarbe dürfte ein Ziegelrot gewesen sein, wie aus einem Foto3 nach 1906 (Elektrifizierung), aber vor 1916 (Brand) zu ersehen ist. Das Haus war in klassizistischem Stil mit Pilastern und weißgefärbelten Kapitellen versehen, die jeweils 2 Achsen voneinander abgrenzten. Im Jahre 1916 brannte allerdings ein anderes Haus4 ab, eines, das zwischen 1906 und 1916 auf derselben Stelle erbaut worden sein muß, oder vielleicht fand in dieser Zeit ein Fassadenumbau statt: dieser Bau hatte jedenfalls rustizierte Ecklisenen und hochrechteckige Fenster, die ebenerdig schaufensterartig angelegt waren: Darin befand sich zu dieser Zeit die Tischlerei Amann. Der heutige Bau in einem traditionellen Schweizer Heimatstil ist nach 1926 erbaut worden, es befand sich an dieser Stelle 10 Jahre eine Ruine.
Vermutlich stand neben oder hinter dem Haus ein Wohnhaus, in dem zeitweise Salamon Wohlgenannt, sein Sohn Daniel, die Familie Salomon Egg und Familie Josef Abraham Levi=Schwarz wohnten. Dieses Haus wie das Haus Schweizer Straße 10 gehen nach den 40er Jahren auf die Familie Josef Schwarz (1793-1857) über5.
1 Bauakt 208/1867 StBA Hohenems mit einem beigelegten Plan.
2 Aron Tänzer, Die Geschichte der Juden in Hohenems, Bregenz 1982 (Nachdruck von Ausgabe Meran 1905), S.491.
3 Foto Nr.P9/1R, Archiv JMH
4 Foto Nr.P68/1R, Archiv JMH
5 laut Nachforschungen von A. Fischbach, JMH und Plänen aus Bauakt 208/1867, StBA Hohenems.




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Resultat: 13 Treffer (Suche nach Wohlgenannt)

1. Haus 2
Christengasse 31 (-> Detailinfo)

2. Haus 3
Christengasse 32 (-> Detailinfo)

3. Haus 10
Harrachgasse 7; Israelitengasse 11; 48 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

4. Haus 25
Israelitengasse 27; 85; 82 (-> Detailinfo)

5. Haus 26
Israelitengasse 29; 84 (-> Detailinfo)

6. Haus 36
Israelitengasse 5; 53; 52; ehemals Brunnerstraße 10 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

7. Haus 41
Jakob-Hannibal-Straße 4; Israelitengasse 40; 72; 71 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

8. Haus 42
Jakob-Hannibal-Straße 6; Israelitengasse 41; 71; 70 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

9. Haus 66
Schweizer Straße 10; Israelitengasse 8; 52 (-> Detailinfo)

10. Haus 67
Schweizer Straße 10; Israelitengasse 9; 51; "Höscheler-Haus" (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

11. Haus 82
Schweizer Straße 6; Israelitengasse 3; 55, 54; "Landauerhaus" (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

12. Haus 84
Schweizer Straße 8; Israelitengasse 4; 54; 63 (Städtisches Bürgerhaus) (-> Detailinfo)

13. Haus 91
Untergasse 15; 108 (-> Detailinfo)