Ich bin das Fair Future, ein Europaplatz
erzählt von der Gruppe OJAH (Offene Jugendarbeit Hohenems)

Hallo, darf ich mich vorstellen? Meine Freunde nennen mich „Fair Future“ und ich lebe bereits seit vielen Jahren im Herrenried. Den Namen bekam ich damals von Jugendlichen, die eine Vision hatten. Sie hatten die Vision eines Platzes der Vieles bedeuten sollte, vor allem aber sollte er ein fairer Platz für junge Menschen unterschiedlichster Herkunft sein. Er sollte ein Platz der Zukunft sein, ein Platz der Partizipation, ein Platz der Chancen, ein Platz des Friedens, ein Platz des respektvollen Miteinanders.

Ich war für meine Freunde immer schon mehr als einfach nur ein Freund, ich war mehr als einfach nur ein Platz. Ich war der Traum, der das Beste unserer Gesellschaft hervorbringen sollte. Ach und ich sag’s euch, meine Freunde könnten nicht unterschiedlicher sein und trotzdem ist ihnen bewusst, dass Zusammenhalt das Wichtigste ist. So erlebte ich in diesen Jahren viele wunderschöne, aber auch kritische Momente. Die kritischen Momente jedoch wurden mit viel Liebe, Arbeit, Gesprächen, aber auch Kompromissen bearbeitet und führten so stets zu positiven Entwicklungen auf diesem Platz.

Seit dem letzten Jahr habe ich mehr an Wertschätzung erfahren, als ich je erhofft hätte, denn Corona trat auch in mein Leben. Wie überall anderes auf der Welt, hat uns die Situation rund um Corona und die damit verbundenen Maßnahmen zwar herausgefordert, aber gleichzeitig auch näher zusammengebracht und gestärkt.

Vor einigen Tagen kamen – wie fast täglich – wieder viele meiner Freunde auf den Platz und doch sollte dieser Tag anders werden. Sie saßen alle in einem großen Stuhlkreis und diskutierten. Gut, ich muss gestehen, sie reden alle immer sehr, sehr viel, aber dieses Mal schien es so, als würde es um konkretes Ziel gehen. Es ging hin und her und so hörte ich Sätze wie:

„Ganz Hohenems steht für Europa.“

„Salomon-Sulzer-Saal , dort machen alle zusammen Musik und es ist ein Zusammenkommen von Europa.“

„Der Tiergarten. Verschiedene Generationen, verschiedene Nationen, ein Zuhause. So stelle ich mir Europa vor.“

„Ganz klar das Fair Future. Egal ob alt oder jung oder von wo wir kommen: Wir sind eine Familie. Und so sollte auch Europa denken, die Welt denken.“

„Die Schulen sind für mich ein Ort von Europa.“ 

„Das Fair Future, weil da alle mega lieb sind und niemand ausgeschlossen wird.“

So langsam begriff ich, um was es ging. Meine Freunde sollten sich Gedanken über Europa und die Stadt Hohenems machen. Sie sollten gemeinsam einen Platz bestimmen, welcher für sie in Hohenems Europa repräsentiert. Ach was war das spannend und so folgte ich den Diskussionen bis langsam die Sonne hinter dem Haus gegenüber verschwand.

„Ok. Wenn wir uns einig sind, dass Europa ein Gefühl von zuhause ist, es ein Ort ist, an dem man uns respektiert, so wie wir sind, egal von wo wir kommen, man uns zuhört und man uns ernst nimmt, uns unterstützt, uns hilft…dann,…ja dann gibt es eigentlich keinen besseren Platz für Europa in Hohenems als das Fair Future oder das Kästle. Da spielt es keine Rolle von wo wir kommen, wir dürfen wir sein wie wir sind, wir werden respektiert, wir werden unterstützt, man hört uns zu, es ist friedlich, man hat uns lieb…und das wichtigste, wir alle fühlen uns dadurch ein bisschen zuhause.“

Und dann war es plötzlich soweit: Sie kamen zu einem Ergebnis. Sagten sie wirklich, dass für sie das Fair Future Europa repräsentiert?

Ich bin wirklich Europa?

Ja, ich bin klein, aber ich bin ein Ort, der Vieles repräsentiert, vor allem aber das Gefühl des WIR. Ein Ort, den man ab sofort auch Europa nennt.

Weiter zur nächsten Erzählung 

Die Europaplätze in Hohenems
Ein Projekt mit dem Künstler Yves Mettler

Titelfoto: ©Land Vorarlberg/Alexandra Serra