Lucian Brunner
Lucian Brunner (1850–1914), Gemeinderat, Bankier, Industrieller

Lucian Brunner wurde am 29. September 1850 als Sohn von Marco Brunner und Regina Brettauer in Hohenems geboren. 1883 trat er als Kompagnon in das Bankhaus Jacob Brunner in St. Gallen ein. Ab 1889 lebte er in Wien und gehörte als Liberaler von 1896 bis 1901 dem Wiener Gemeinderat an. Brunner galt als eloquenter Gegenspieler der Christlichsozialen Mehrheit um Bürgermeister Karl Lueger in Wien. Bekanntheit erreichte er durch seine Klage gegen eine gesetzeswidrige Kirchenbausubvention, die der Gemeinderat unter Lueger beschlossen hatte. Er verteidigte so die verfassungsgemäß garantierte Trennung von Staat und Kirche, was ihn zugleich zum beliebten Ziel antisemitischer Angriffe machte. Brunner trat gegen den wachsenden Nationalismus im Habsburger Reich auf, unterstützte später aber aus Enttäuschung über den Niedergang des Liberalismus die zionistische Bewegung, was ihm den Spott von Karl Kraus eintrug.
Brunner blieb seiner Heimatgemeinde Hohenems verbunden und versuchte mehrfach in Hohenems und Vorarlberg den Bau von Straßenbahnen zu initiieren. Als er im April 1914 in Wien starb hinterließ er ein beträchtliches Legat zur Gründung einer überkonfessionellen Schule in Hohenems. Der Gemeinderat lehnte das Legat ab.

Titelfoto: Lucian Brunner mit seiner ersten Frau Malvine Mandel, 1884