Hast du meine Alpen gesehen?
Eine jüdische Beziehungsgeschichte28. April bis 15. November 2009

Das Jüdische Museum Hohenems und das Jüdische Museum Wien laden zu einer Neuentdeckung der Alpen ein. Gemeinsam mit dem Österreichischen Alpenverein wollen wir die jüdische Liebe zu den Bergen erkunden.
Die Ausstellung „Hast Du meine Alpen gesehen? Eine jüdische Beziehungsgeschichte“ rückt die Bedeutung jüdischer Bergsteiger und Künstler, Tourismuspioniere und Intellektueller, Forscher und Sammler und ihre Rolle bei der Entdeckung und Erschließung der Alpen als universelles Kultur- und Naturerbe zum ersten Male ins Rampenlicht. Die Wahrnehmung der Berge als Ort geistiger und sinnlicher Erfahrung, sie ist mit der jüdischen Erfahrung und dem Eintritt der Juden in die bürgerliche Gesellschaft Europas auf vielfältige Weise verbunden.
Seit Moses, dem „ersten“ Bergsteiger der Geschichte, haben Juden an der Schwelle von Himmel und Erde, von Natur und Geist nach spirituellen Erfahrungen gesucht, nach den Gesetzen und den Grenzen der Vernunft. Bis heute sind die Alpen der Treffpunkt gläubiger Juden aus aller Welt.

In sieben Kapiteln erzählt die Ausstellung von Spannungsfeldern des Alpinismus:

– von der Bedeutung der Alpen für die jüdische Diaspora bis zur Wahrnehmung jüdischer Alpinisten durch die österreichische, deutsche und schweizerische Gesellschaft,

- vom Streit über die Trachten bis zur Arisierung des Alpenvereins und des Österreichischen Skiverbandes,

- vom Widerstreit zwischen einer weltbürgerlichen Wahrnehmung alpiner Traditionen und Folklore und einer ins Extrem gesteigerten rassistischen Heimattümelei,

– von der Verwandlung der Berge als Ort spiritueller Erfahrung in einen Schauplatz von Verfolgung und Flucht im Nationalsozialismus.

Im 20. Jahrhundert wurden die Alpen zum Kampfplatz der Politik und der Ideologien. „Die Alpen sind nicht mehr der ‚Spielplatz von Europa’, sondern ein soldatisches Übungsfeld, die grandiose Schaubühne der Natur keine ‚moralische’, sondern eine militärische Anstalt“, schrieb Joseph Braunstein, der Wiener Alpinist und Musiker, ernüchtert im Jahr 1936, wenige Jahre vor seiner Emigration in die USA. Er hatte dabei nicht nur die „Schlacht“ um die Eiger Nordwand vor Augen, sondern auch die schon in den zwanziger Jahren durchgesetzte Arisierung des Alpenvereins.
Im Rahmen des Ausstellungsprojekts haben die Berliner Künstler Michael Melcer und Patricia Schon zwei Sommer lang jüdisch-orthodoxe Touristen in Graubünden beobachtet. Ihr Fotoessay „Moses in der Sommerfrische“ ist Teil der Ausstellung.

Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems und des Jüdischen Museums Wien in Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
„Hast Du meine Alpen gesehen?“ Eine jüdische Beziehungsgeschichte, Hg. von Hanno Loewy und Gerhard Milchram, ca. 450 Seiten, reich illustriert, Hohenems: Bucher Verlag, 2009, € 29,80

Ausstellungsstationen:

Jüdisches Museum Hohenems: 26. April – 15. November 2009

Jüdisches Museum Wien: 15. Dezember 2009 – 14. März 2010

Alpines Museum München: 22. April 2010 bis 27. Februar 2011

Forum Schweizer Geschichte Schwyz: 10. April – 19. Oktober 2011

Landesmuseum Schloss Tirol, Meran: 5. Juli – 30. November 2012

Konzept und Projektleitung:

Hanno Loewy (Hohenems) und Gerhard Milchram (Wien)
Fotografie:
Michael Melcer und Patricia Schon (Berlin)

Recherchen:

Bettina Spoerri (Zürich)
, Martin Achrainer (Innsbruck)
 Rath&Winkler (Innsbruck)


Gestaltung:

stecher id (Götzis), 
Roland Stecher und Thomas Matt

Vermittlung:
Rath&Winkler (Innsbruck)
, Tanja Fuchs (Hohenems)


Öffentlichkeitsarbeit/Organisation:

Birgit Sohler (Hohenems)


Sekretariat:
Gerlinde Fritz (Hohenems), 
Naomi Kalwil (Wien)


Lektorat:

Kurt Greussing (Dornbirn)

Objektfotografie:

Roland Fessler (Hohenems)