Der Platz dazwischen. Der Platz ohne Namen. Der UnPlatz
erzählt vom Visionscafé

Das Visionscafé hat den Fokus seiner Projekte in den vergangenen Jahren jenem Teil von Hohenems zugewandt, der im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses etwas aus dem Blickfeld geraten ist, nämlich dem alten Ortsteil an der Sägerstraße in Richtung Emsreute. Dieses Viertel ist geschichtliches Zeugnis für den Beginn der gräflichen Blütezeit und der Entwicklung des Dorfes zur Stadt. Hier befinden sich das ehemalige Rathaus und die ältesten Häuser der Gemeinde. Sägen und Textilbetriebe nutzten einst das Wasser des Salzbaches zum Antrieb ihrer Wasserräder. Die Spuren dieser Geschichte verblassen und verfallen zunehmend. Einzig das „Alte Zeiten Museum“ im Haus Sägerstraße 5, das in letzter Minute durch Hohenemser Bürger*innen vor dem Abbruch gerettet und in dreijähriger Arbeit saniert wurde, erinnert an diesen Teil der Ortsgeschichte.

In diesem Ortsteil kristallisieren sich auch aktuelle Problemfelder unserer Zeit, die gleichermaßen als zentrale Herausforderungen für Europa gesehen werden können: Der soziale Zusammenhalt und der Verkehr. Im Zuge des Gentrifizierungsprozesses haben sich hier, oberhalb des Schlossplatzes, jene Bevölkerungsgruppen angesiedelt, die aus den renovierten Gebäuden des Stadtzentrums zwischen Jüdischem Viertel und Marktstraße verdrängt wurden.

Dass dieser Platz mitten im ehemaligen Dorfkern von Hohenems ein solches Schattendasein fristet, wird auch an seiner Gestaltung offensichtlich, die über wenige gutgemeinte Ansätze nicht hinausgegangen ist. Der metallene Trinkbrunnen und die kalten Betonquader vermögen wenig Aufenthaltsqualität zu schaffen, sodass der Platz zum Hundeklo verkommt. Dieses Schattendasein könnte auch als Sinnbild für den Stellenwert Europas in Österreich und vielen anderen Staaten interpretiert werden. Wenig ist noch von der Euphorie im Umfeld des EU-Beitritts zu spüren und nur eine Minderheit hält die Werte der Europäischen Union, Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Minderheitenrechte, für wichtiger als nationalstaatliche Interessen. Eine Rückbesinnung auf diese Werte wäre genauso angebracht, wie eine Neugestaltung und Aufwertung dieses kleinen Platzes.

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Die Europaplätze in Hohenems
Ein Projekt mit dem Künstler Yves Mettler

Titelfoto: ©Land Vorarlberg/Alexandra Serra