Mo., 07. Juli 2025, 19:00-20:30 Uhr Die Auserwähltheit Israels zur Zeit der islamischen Zeitenwende: jüdische, christliche und koranische Perspektiven Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Holger Zellentin (Tübingen) im Rahmen der Sommeruniversität 2025

Wer war Israel? Die singuläre Kontinuität zwischen dem biblischen Volk Israel und dem Judentum gilt in der Moderne als selbstverständlich. In der Antike jedoch wurde diese Frage heftig diskutiert. Von christlicher Seite verband sich Anti-Judaismus mit dem Anspruch, das „Wahre Israel“ zu sein. Im Nahen Osten ging man noch viel weiter: die Byzantiner sahen sich als das „Neue Israel,“ die christlichen Äthiopier verstanden sich als das „Königreich Davids und Salomons,“ und die syrischen Christen definierten die Kirche als ein Amalgam zwischen „dem Volk“ und „den Völkern.“ Auf jüdischer Seite hingegen war man sich des christlichen Anspruchs bewusst. So beschreibt Toledot Yeschu den gewalttätigen Kampf zwischen zwei Fraktionen unter den Israeliten, den Christen und den Juden, der nach Jesu Tod ausgebrochen sein soll, während Midrasch Tanhuma konstatiert, dass sogar Gott selber zögerte, bevor er seine jüdischen Kinder und die christlichen Usurpatoren auseinanderhalten konnte. Spannend wird es erst recht, wenn man die Frage aus der Sicht des Korans betrachtet: hier wird der Streit zwischen Juden und Christen abermals als Kampf zwischen zwei Faktionen Israels dargestellt, doch identifiziert der Koran die Streitpunkte zugleich als Beweis, dass sich beide Gruppen auf Irrwege begeben haben. Die Frage nach dem wahren Israel war schon immer religiös – und auch hochpolitisch.  Holger Zellentin ist Religionshistoriker der Spätantike, mit einem besonderen Interesse an talmudischen und koranischen Studien. Sein Ansatz verbindet literaturkritische mit historischen und rechtsgeschichtlichen Methoden, um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen jüdischen, christlichen und frühislamischen kulturellen Traditionen zu definieren. Er ist Vorstandsvorsitzender des Internationalen Verbandes für Koranstudien (IQSA), und war fünf Jahre lang Vorstandsmitglied des Britischen Verbandes für Jüdische Studien (BAJS). Seit 2019 ist er Professor für Religionswissenschaften an der Universität Tübingen. Ein öffentlicher Vortrag im Rahmen der Sommeruniversität für jüdische Studien 2025  zum Thema „Auserwählt… Wozu? Über jüdischen Universalismus und Partikularismus“ vom 06. bis 11. Juli 2025

 
Veranstaltungsort
Salomon Sulzer Saal
Schweizer Str. 21, 6845 Hohenems
+43 (0)5576 73989
office@jm-hohenems.at 

Eintritt frei! Keine Reservierung erforderlich





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