Do, 17. Mrz 2022, 19:30-21:00 Uhr
Arme Juden. Ein verdrängtes Kapitel der jüdischen Geschichte?
Vortrag von Dr. Philipp Lenhard (München), Moderation: Angelika Purin (Hohenems) Der Vortrag schildert die Geschichte der „armen Juden“ im deutschsprachigen Raum und vervollständigt das Bild jüdischen Lebens vor allem am Übergang zur Neuzeit. Seit den Anfängen der modernen jüdischen Geschichtsschreibung im frühen 19. Jahrhundert hatte diese auch eine apologetische Funktion: Ging es zunächst darum, die bürgerliche Gleichstellung zu erreichen, so wurde die Geschichtswissenschaft um die Jahrhundertwende zu einer Waffe, um antisemitischen Angriffen entgegenzutreten. Nach dem Holocaust schließlich ging es vielen Historikern darum, den schöpferischen Beitrag der Juden zur deutschen Geschichte hervorzuheben. Erzählt wurden deshalb vor allem die Geschichten bedeutender Philosophen, Erfinder und Unternehmer, während der Alltag von Juden am anderen Ende der sozialen Stufenleiter – Hausierer, Dienstbotinnen, Bettler und Gauner – weitgehend verdrängt wurde. Der Vortrag schildert die Geschichte dieser Gruppen im deutschsprachigen Raum und zeigt auf, inwiefern sie das Bild jüdischen Lebens vor allem am Übergang zur Neuzeit vervollständigt. Dr. Philipp Lenhard ist Akademischer Rat a. Z. am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München. Studium der Judaistik, Philosophie und Anglo-Amerikanischen Geschichte in Köln; 2015/2016 Visiting Scholar am Institute of European Studies in Berkeley; 2016/2017 Vertretung der Professur für Mittelalter und Neuzeit am Martin-Buber-Institut für Judaistik der Universität zu Köln; 2020/21 Fellow der Gerda Henkel Stiftung am Historischen Kolleg in München. Zu seinen Veröffentlichungen gehören „Volk oder Religion? Die Entstehung moderner jüdischer Ethnizität in Frankreich und Deutschland, 1782-1848“ (Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht, 2014), ausgezeichnet mit dem Max-Weber-Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und „Friedrich Pollock. Die graue Eminenz der Frankfurter Schule“ (Berlin: Suhrkamp, 2019), nominiert für den WISSEN! Sachbuchpreis der wbg für Geisteswissenschaften 2021 (Longlist). Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung Am Rand. Zusammen leben in der Untergass‘ 17. Oktober 2021 bis 18. April 2022 |
Jüdisches Museum Hohenems Villa Heimann-Rosenthal Schweizer Straße 5, 6845 Hohenems +43 (0)5576 73989-0 office@jm-hohenems.at ► Eintritt: € 8,- / 5,- Daten in Kalender übernehmen ►
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