Lazarus Josef Levi (1743–1806)
Lazarus Josef Levi wurde am 17. November 1743 als Sohn von Josef Wolf Levi und Maria Koschel Moos in Hohenems geboren. Schon sein Vater war als Kaufmann erfolgreich und Lazarus Josef Levi setzte diesen Weg fort. Seine Mutter war die Schwester des langjährigen Gemeindevorstehers Maier Moos, unter dem 1771 die Hohenemser Synagoge errichtet wurde. Auch in diese Fußstapfen trat er mit Erfolg.
Von 1785 bis zu seinem Tode 1806 sollte er das Amt des Gemeindevorstehers der Hohenemser Judengemeinde bekleiden.
Aron Tänzer schreibt über Lazarus Josef Levi in hymnischen Worten, er sei „gross, edel, tolerant, wohltätig: also echt jüdisch in allem, was er unternahm“ (Tänzer, S. 326). Und er schildert ihn als gottesfürchtigen, profunden Kenner des Talmuds und Besitzer einer umfangreichen und thematisch breit gefächerten Bibliothek, Mäzen wohltätiger Einrichtungen (wie der von ihm 1803 ins Leben gerufenen Armenstiftung) und von der politischen Obrigkeit hoch geschätzten Mann. 1795 wurden ihm der Titel und die Privilegien des Hoffaktors verliehen, der für seine Handelstätigkeit aber auch für sein Amt als Gemeindevorsteher zahlreiche Vorteile brachte. Reise- und Aufenthaltserleichterungen in der gesamten Monarchie, und der Zutritt zum Kreis der führenden jüdischen Familien im deutschen Sprachraum. Er selbst war mit Judith Daniel aus Frankfurt am Main verheiratet, mit der er zehn Kinder hatte. Sein Bruder Michael Levi ging nach Randegg (bei Gailingen am Oberrhein), nahm den Namen Neumann an und wurde Gemeindevorsteher der rasch wachsenden Randegger Gemeinde, bis er schließlich gar die Grundherrschaft dort erwarb. Lazarus Sohn Josef Lazar folgte ihm in den unruhigen Jahren 1809 bis 1814 als Gemeindevorsteher, während sein Sohn Moritz sich durch die Heirat mit Klara Ullmann aus Augsburg mit einer der bedeutendsten süddeutschen Kaufmannsfamilien verband.
Über die Handelstätigkeit und die Familienbeziehungen, über Bildungswege und kulturelle Interessen der Familie wissen wir vergleichsweise viel: durch einen großen Brief-Fund aus dem von der Familie bewohnten Haus in der Hohenemser Israelitengasse (und der darin enthaltenen sowohl privaten wie geschäftlichen Korrespondenz), aus der überlieferten Bücherliste der privaten Bibliothek, wie aus diversen Behörden- und Gerichtsüberlieferungen in Hohenems und Südtirol. Aus den Bozner Dokumenten, dem Archiv des Merkantilgerichts, ist abzulesen, dass Lazarus Levi nicht zuletzt im alpenüberquerenden Fernhandel tätig war und regelmäßig die Bozner Messen besuchte, wie auch andere Handelsplätze. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Hirsch führte er die Handelsfirma „Gebrüder Hirsch und Lazarus Levi“ und gehörte bald zu den führenden Kaufleuten im Alpenraum, die mit Schweizerischen und süddeutschen Textilprodukten, sowie aus Italien stammenden Seiden, Rohprodukten und Kolonialwaren handelten. Oft waren es Tauschgeschäfte, wie beispielsweise der Tausch zwischen deutschen und schweizerischen Webwaren aus Leinwand und Leinen gegen Veilchenwurzeln (1780) oder Textilien gegen Wein aus Zypern (1783). Immer wieder musste das Bozner Merkantilgericht dabei auch in Streitfällen entscheiden, wenn Lazarus Levi wider die Lieferanten mangelhafter Waren klagte oder sich als Gläubiger um die drohende Flucht seiner Schuldner Sorgen machen musste. Oftmals konnte er dabei seine Interessen erfolgreich vor Gericht durchsetzen. Nicht selten musste er auch helfend für in Schwierigkeiten geratene Verwandte einspringen, wie den mit seiner Schwester Susanna verheirateten Bozner Kaufmann Heinrich Hendle.
Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn starb Lazarus Josef Levi, am 4. Oktober 1806, in Hohenems im Alter von 62 Jahren.