Ivan Landauer
Gastwirt und Flüchtling: Ivan Landauer (1899–1943)

Ivan Landauer wurde am 31. August 1899 als Sohn von Josef und Nanette Landauer geboren, die in Hohenems die Gastwirtschaft „Zur frohen Aussicht“ führten. 1915–1917 verbrachte er seine Lehrzeit in der Blusenfabrik Leon Levy in Zürich. 1917 meldete er sich während des 1. Weltkrieges freiwillig als Soldat in der österreichisch-ungarischen Armee. Ab 1931 arbeitete er in der Fabrik seines Schwagers und heiratete 1934 die Schweizerin Hulda Egli.
Doch ein Jahr später starb seine Frau, 1936 seine Mutter Nanette. Ivan übernahm das Gasthaus „Zur frohen Aussicht“ in Hohenems. Nach dem „Anschluss“ musste Ivan Landauer das Gasthaus schließen und wurde für drei Wochen inhaftiert. Daraufhin verpachtete er das Gasthaus an Anton und Lina Amann. Doch seine wirtschaftliche Existenz war damit zerstört und die Gastwirtschaft wurde schließlich auf Betreiben einer Schweizer Bank 1939 zwangsversteigert. Zu diesem Zeitpunkt war Ivan Landauer schon in die Schweiz geflüchtet.
Bereits im Mai 1938 unternahm Ivan erste Versuche Österreich in Richtung Schweiz zu verlassen. Seine Schwester Jenny und die Verwandten mütterlicherseits, die in der Schweiz wohnten, bemühten sich um eine Aufenthaltsbewilligung. Am 24. August 1938 beantragte sein Schwager ein Visum beim Schweizer Konsulat in Bregenz. Am Abend des selben Tages muss Ivan Österreich verlassen haben, was ihm nur mit einem deutschen Pass gelungen sein konnte, da für Deutsche noch keine Visumspflicht galt.
Die Resignation Ivans spiegelte sich in den privaten Briefen. ‚Ich habe mal ein Buch gelesen, der ewige Jude,’ – schreibt er im Oktober 1939 an seinen alten Bekannten aus Hohenems, Harry Weil, – ‚und es kommt mir vor, mir geht es bald auch so; man wird von einem Land in andere gejagt, und was hat man verbrochen?? Die Eltern waren halt ‚Juden’…’.

Am 30. September 1940 wurde Ivan Landauer ins Arbeitslager Gordola im Tessin eingewiesen, wo er als Koch arbeitete. Zur gleichen Zeit wurde dort auch der österreichische Schriftsteller und Dramatiker Fritz Hochwälder interniert. In Ivan Landauers Poesiealbum, das er mit ins Lager nehmen konnte, verewigten sich auch seine „Arbeitsdienstkameraden“. In einem Gedicht heißt es dort an Ostern 1941:

„Der Emigrant … dem Emigranten….:
Wir treiben auf den Schicksalswell’n dahin,
die einmal tiefer, einmal höher schlagen.
Doch bersten nicht, wenn steile Riffe ragen
und schwere Wolken finster uns umzieh’n!
Das Heimatschiff hat Sturmwind losgerissen …
Die Kette war zu schwach, der Anker fiel –
so suchten wir im leichten Wellenspiel
den Strand, wo uns die Träume freundlich grüßen!
Vom langen Schwanken sind wir zwar schon müde
und unser kleiner Kahn läßt langsam Wasser ein …
Doch Irr- und Traumfahrt ist noch nicht beendet!
… wir lauschen träumend jenem alten Liede,
das da erzählt vom steten Glücklichsein
und von der Sehnsucht, die uns Hoffnung spendet!“

Schwer herzkrank wurde Ivan Landauer schließlich im Juni 1942 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Internierungslager entlassen. Am 6. März 1943 starb er im Alter von 44 Jahren in Heerbrugg bei seiner Schwester Jenny.