In Memoriam Luisa Jaffé

1964-2025Luisa Jaffé hat uns am 25. Februar 2025 verlassen. 2008 haben wir gemeinsam mit ihr und dem Komitee der Nachkommen das zweite Nachkommentreffen, die Hohenemser Reunion, organisiert. 2017 folgte das dritte. Sie trat damit in die Fußstapfen ihres Vaters Felix, der 1998 mit dem Jüdischen Museum die erste weltweite Reunion der Nachkommen Jüdischer Familien aus Hohenems auf den Weg gebracht hatte. Und sie tat dies mit ihrem ganz eigenen Temperament.

Luisa hat uns alle tief bewegt, ihre Ernsthaftigkeit, ihr stiller Humor und ihre Resilienz haben uns alle bei diesen Nachkommentreffen durch das Abenteuer einer kosmopolitischen Gemeinschaft von Weltbürgerinnen und Weltbürgern getragen.

1964 in Kenia geboren, wo ihr Vater als Geologe tätig war, wuchs sie in Genf auf und lebte schließlich in Belgien, von wo aus sie für eine internationale Akademikervereinigung Kongresse und Kommunikation organisierte. Also das tat, was sie auch uns, dem Jüdischen Museum und der Community der Nachkommen schenkte: das Talent auszuleben, Menschen zusammenzubringen, ohne sich selbst dabei im Vordergrund zu sehen. Resilienz hatte sie gebraucht, denn ihr Vater Felix war eine starke Persönlichkeit, der sein Hohenemser Familienerbe erfolgreich weitergab und Engagement einforderte, aber nicht unbedingt Widerspruch schätzte, wenn die Ansichten darüber, welche Prioritäten zu setzen waren, einmal auseinandergingen.

Im Jüdischen Museum lebt ihre Präsenz weiter, in einem Videointerview durch Arno Gisinger schildert sie, ihre vielen unterschiedlichen Pässe in der Hand, was es bedeutet in vielen Nationen und Kulturen zu Hause zu sein – und wie der kleine Ort an der Grenze zu so etwas wie einem Scharnier zwischen ihren verschiedenen Bindungen werden konnte, als Kind eines deutsch-österreichisch-jüdischen Vaters und einer christlich-amerikanischen Mutter. Und sie zitierte Eva Grabherr: „Hohenems ist zu einem Ort der Generationen geworden.“

„Ich mag diesen Satz, weil er alles umfasst. … Tausend Nachkommen kennen wir also bereits. Sie sind heute in der ganzen Welt verstreut und ich würde gerne eine Möglichkeit finden, dass sich diese Menschen weiterhin treffen, gemeinsam Dinge lernen und vielleicht sogar eine gemeinsame Reflexion beginnen. Oder vielleicht, aber das ist ein wenig egoistisch meinerseits, um meine persönlichen Fragen stellen zu können: Wer bin ich? Was mache ich? Jene Fragen also, die sich im Grunde jeder stellt. Um Hohenems zu einer Art Spiegel zu machen, der mir eines Tages vielleicht eine Antwort geben wird, auch wenn das utopisch ist. Das wünsche ich mir für die Zukunft.“

Am 25. Februar hat uns Luisas Bruder Philip geschrieben: „Heute, 25. Februar 2025, beschloss meine junge Schwester Luisa, kaum 60 Jahre alt, klar, in Frieden, mutig im Verlauf ihrer Krankheit, zu gehen.“

Wir sind unendlich traurig. Luisa war immer präsent in unserem persönlichen wie in unserem Museumsleben und wird es bleiben. Sie wird uns fehlen, wenn wir in wenigen Jahren hoffentlich wieder Menschen aus aller Welt empfangen dürfen, für die Hohenems ein Anker ihrer vielfältigen Identitäten und Lebensfragen geworden ist.

Wir werden dabei immer auch an Luisa denken.