Sun, 17. Jul 2016, 14:30-16:00
Sehnsuchtsort und Lebensraum. Jerusalemer Topologien in der Literatur
Lecture by Sebastian Schirrmeister, M.A., Hamburg (in German) Jerusalem sei immer eine schwere Adresse gewesen, schreibt Angelika Schrobsdorff. Doch wo liegt es, dieses Jerusalem? Liegt es „im Osten“, wie Yehuda Halevi singt und Rose Ausländer, die „den blauweißen Schal gen Osten häng[t]“? Liegt es „jenseits des Meeres“, wie Chaim N. Bialik dichtet, oder ist inzwischen „Überall Jerusalem“ (Nelly Sachs)? Erdichtet, ersehnt und erträumt – Jerusalem sei, schreibt Sidra DeKoven Ezrahi, „Ground Zero of the Hebrew Imagination“ – und immer ist die Beschäftigung mit Jerusalem eine Frage nach dem Verhältnis von ‚hier‘ und ‚dort‘ sowie nach dem Versprechen der Heimkehr. Vom biblischen Text bis in die Gegenwart singen und erzählen jüdische Literaturen von Jerusalem und beschreiben die Stadt dabei in einer Vielzahl räumlicher Konstellationen. Mal als unerreichbaren Sehnsuchtsort in der Ferne, mal als unerlösten Lebensraum von eigener Ordnung. „Ein Kaleidoskop […] fast ohne Zentrum“ sei die Stadt gewesen, erinnert sich etwa Amos Oz an das Jerusalem seiner Kindheit. Als Einstimmung auf das diesjährige Thema der Sommeruniversität möchte der Vortrag vielfältigen geschriebenen Wegen nach und in Jerusalem folgen, literarische Perspektiven auf die Stadt eröffnen und anhand einer unabwendbar willkürlichen und unvollständigen Auswahl bekannter, weniger bekannter und alles andere als bekannter Texte aufzeigen, wo von Jerusalem gesprochen wird und wie sich der Ort des Sprechens auf die jeweilige Lage und topologische Konfiguration Jerusalems auswirkt. Mehr Information: Sommeruniversität für jüdische Studien, Hohenems 2016 ► |
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