Fotografien von Reinhard Matz 20. Februar bis 27. März 1994
Zwischen 1987 und 1992 bereiste der Fotograf Reinhard Matz Konzentrations- und Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes in ganz Europa. Die Fotografien, die in Lagern wie Auschwitz, Mauthausen, Theresienstadt, Belzec, Treblinka, Buchenwald, Sobibor entstanden, sind nicht nur der Versuch einer fotografischen Spurensicherung, der die letzten sichtbaren Zeichen der grauenhaften Ereignisse konservieren soll. Zugleich sind sie auch als Dokumentation des Umgangs mit dieser Geschichte, teilweise auch als ironischer Kommentar zu den verschiedenen Formen dieses Umgangs zu lesen.
In den 180 thematisch gruppierten Fotografien zeigt Reinhard Matz Ausschnitte aus den Orten, den Museen an diesen Orten und den Zeichen des Gedenkens, in denen sich die Erinnerung manifestiert. Er findet eine Ausdrucksform, die sich nicht in ästhetischer Abstraktion verliert, sich aber auch nicht in journalistischem Informationswert erschöpft, sondern zugleich das Interesse der Bearbeitung sowie die Problematik des Vergegenwärtigens artikuliert.
In seinen Bildern wird deutlich, wie die Vergangenheit im Prozeß des Erinnerns von den Zeichen der Gegenwart überlagert wird. An den Tatorten der Nazi-Verbrechen scheint das Grauen unsichtbar geworden zu sein. Die sachlichen und menschenleeren Fotografien geben eine Analyse jenes Erinnerungsprozesses, dessen vorläufige Materialisationen den Besucher der Gedenkstätten erwarten. Gleichzeitig sind sie adäquater ästhetischer Kommentar zu einer aktuellen Diskussion, die sich um das Thema des musealen Umgangs mit dem Holocaust entwickelt hat.
Reinhard Matz
Geboren 1952 und aufgewachsen in Bremen; nach Abschluß einer Fotografenlehre Studium der Philosophie, Germanistik und Medienwissenschaft, sowie künstlerischer Fotografie; Langjährige Tätigkeit als freier Fotograf, Fototheoretiker und Ausstellungsmacher, sowie als Galerist. Lebt seit 1975 in Berlin und Köln. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter „Unsere Landschaften. Fotografien“, mit Martin Manz (Köln 1980) und „Räume oder Das museale Zeitalter“, Fotografien und Essay, Köln 1990.
Das Buch zur Ausstellung:
„Die unsichtbaren Lager. Das Verschwinden der Vergangenheit im Gedenken“ Katalog zur Ausstellung mit Texten von Andrzej Szczypiorsky, James E. Young, Hanno Loewy und Jochen Spielmann, Reinbek b. Hamburg 1993
Eine Ausstellung des Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main, im Jüdischen Museum Hohenems als österreichische Erstpräsentation
Projektleitung:
Eva Grabherr und Johannes Inama
Vermittlung:
Bruno Winkler/Helmut Schlatter