Antijüdischer Nippes
... , populäre Judenbilder und aktuelle
Verschwörungstheorien. Die Sammlung Finkelstein im Kontext
16. Oktober 2005 bis 28. Mai 2006

Nach 1945 glaubten viele, die antijüdischen Traditionen Europas seien ein für allemal diskreditiert. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Im Zeichen von Globalisierung, Einwanderung und der Suche nach festen, unverrückbaren Identitäten, ob in Europa oder dem so genannten „Orient“, in der christlichen wie in der islamischen Welt, erleben populäre Bilder des Jüdischen und wilde Verschwörungstheorien eine überraschende Renaissance, auch dort wo keine Juden leben. Anlass dafür scheint immer wieder der Konflikt um Israel und Palästina zu sein. Doch vielleicht ist es umgekehrt: Negative wie positive Phantasien über „die Juden“ laden den Konflikt im Nahen Osten auf, als ginge es um das Schicksal der Welt. Schauen wir uns diese Phantasien einmal genauer an. Seit 15 Jahren sammelt Gideon Finkelstein judenfeindliche Darstellungen aus vielen Jahrhunderten. Nippes und Schießbudenfiguren, Bierkrüge und Spazierstöcke, Aschenbecher und Karikaturen, Porzellan und Gemälde, mit denen Menschen in Europa ihren weit verbreiteten Phantasien über Juden nachhingen.
Mehr als 400 der Objekte sind in der Ausstellung zu sehen – ergänzt um einige Beispiele aus der Gegenwart. Manches davon erscheint heute skurril und überlebt – doch das Bedürfnis nach Welterklärungen und Heilslehren nimmt wieder zu.
Alltagsgegenstände und Literatur, Karikaturen, Medien und Websites zeigen auf die Menschen, die sie erzeugen und benutzen, was sie umtreibt und wie sie die Welt sehen möchten. Das Jüdische Museum Hohenems fordert zur Diskussion heraus, über die hartnäckige Wirksamkeit einer zweideutigen Faszination. Bilder vom „Juden“.

Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems

Die Ausstellung wird von einem Katalog und einem Essayband begleitet:
Falk Wiesemann, Antijüdischer Nippes und populäre Judenbilder. Die Sammlung Finkelstein. Essen: Klartext Verlag, 2005, 255 Seiten, Großformat, zahlreiche farbige Abbildungen, € 30,80, ISBN 3-89861-502-2
Hanno Loewy (Hg.), Gerüchte über die Juden. Antisemitismus, Philosemitismus und aktuelle Verschwörungstheorien. Essays von Richard Bartholomew, Dan Diner, Werner Dreier, Monique Eckmann, Bernd Fechler, Holger Gehle, Kurt Greussing, Ruth Gruber, Thomas Haury, Yves Kugelmann, Hanno Loewy, Astrid Messerschmidt, Zafer Senocak, Frank Stern, Juliane Wetzel und Moshe Zuckermann. Essen: Klartext Verlag, 2005, 368 Seiten, € 23,60, ISBN 3-89861-501-4

Ausstellungskonzept:
Hanno Loewy (Hohenems)
Falk Wiesemann (Düsseldorf)
Emile Schrijver (Amsterdam
Johannes Inama (Hohenems)
Herausgeber des Katalogs:
Falk Wiesemann
Herausgeber des Essaybandes:
Hanno Loewy
Gestaltung:
Stecher id (Götzis)
Roland Stecher und Thomas Matt
Öffentlichkeitsarbeit/Organisation:
Birgit Sohler (Hohenems)
Vermittlung:
Helmut Schlatter (Hohenems)
Sekretariat:
Renate Kleiser (Hohenems)