Abraham & Abraham
Zwei Religionen – Ein Kalender 25. September bis 18. Oktober 1992 / 23. September 1993

Ein Festkalender mit Kinderzeichnungen zu Bibeltexten im christlichen und jüdischen Jahreskreis.
ABRAHAM & ABRAHAM ist das Ergebnis einer zweijährigen Zusammenarbeit zwischen dem Jüdischen Museum Hohenems und einer Volksschule aus Schruns. Maßgebliche Impulse erfuhr das Projekt durch die Absicht, an gemeinsame biblische Wurzeln der christlichen und jüdischen Religion zu erinnern und eine Auseinandersetzung damit anzuregen. Biblische Bezüge religiöser Festtage und deren Erinnerungsfunktion sollten dabei ebenso bewusst werden wie die Ursprünge der christlichen Religion in der Schrifttradition des Judentums.
Einer Anregung der museumspädagogischen Abteilung folgend, malten die achtjährigen Kinder während einer mehrmonatigen Auseinandersetzung mit Bibeltexten einen Bilderzyklus. Anlaß für die bildnerische Arbeit waren die Texte, die als Grundlage für jüdische und christliche Festtage dienen. Nach mehreren Monaten lag eine umfassende Bildersammlung mit biblischen Motiven vor, die wichtige Stationen durch das religiöse Jahr beider Religionen markierten.
Im Herbst 1992 wurde eine Auswahl der Bilder im Jüdischen Museum Hohenems gezeigt und anschließend an weiteren Orten ausgestellt. Am 23. September 1993 konnte der aus diesem Projekt hervorgegangene jüdisch-christliche Bibelkalender öffentlich vorgestellt werden.
Analog zur Erinnerungsfunktion des Jüdischen Museums Hohenems ist auch dem Kalender ABRAHAM & ABRAHAM die Aufgabe zugedacht, den Verlust jener Menschen mitzudenken, die den jüdischen Teil des Kalenders nicht selbst gestalten können. Der Unstand, dass stattdessen christliche und moslemische Kinder sich mit religiöser Schriftradition des Judentums auseinandergesetzt haben, verleiht dem jüdischen Teil des Kalenders den Charakter einer Außenperspektive, die sich im Kalender durchaus zu erkennen gibt. ABRAHAM & ABRAHAM ist ein Versuch, jüdische Geschichte und Tradition nicht in Form einer Zugriffsgeste zu vereinnahmen und sich ihrer zu bedienen, sondern, auf dem Boden der eigenen Tradition bleibend, wohl das Verbindende, aber auch das Trennende und die Ursachen dafür zur Kenntnis zu nehmen. ABRAHAM & ABRAHAM wäre somit auch als Ausdruck eines Verlustes lesbar, dessen Entstehungsgeschichte und dessen Präsenz mitzudenken die Benutzer des Kalenders eingeladen.

Projektteam:
Bruno Winkler (Hohenems), Erich Konzett (Schruns), Eva Grabherr (Hohenems)
Grafik:
Josef Hanser
Technik und Öffentlichkeitsarbeit:
Johannes Inama
Sekretariat:
Claudia König und Rosemarie Bahl