Das Judentum in der christlichen Kunst 10. September bis 17. Oktober 1999
In dieser Gastausstellung wird der theologische Antijudaismus thematisiert, der die Kulturgeschichte des christlichen Abendlandes seit zwei Jahrtausenden nachhaltig bestimmt. Damit findet im Jüdischen Museum Hohenems erstmals eine intensive Auseinandersetzung mit dem ideologischen Überbau des Antijudaismus der christlichen Theologie statt, der sich in der Moderne als Wegbereiter des politisch-gesellschaftlichen Antisemitismus ausgewiesen hat. Dies ergänzt die Dauerausstellung dieses angesehenen Regionalmuseums, das mit seiner Fülle von Material 400 Jahre eines oft gespannten Zusammenlebens von Christen und Juden in Hohenems und in Vorarlberg beleuchtet.
Das Verhältnis von Christen zu Juden im Abendland ist geprägt von einer langen Geschichte der Diffamierung und Entrechtung, der Ausgrenzung und Verfolgung. Dieser Antisemitismus ist in der religiösen Überlieferung des Neuen Testaments verwurzelt und im Mittelalter in antijüdischer Sprach- und Bildsymbolik dokumentiert. In der Moderne speist der religiös legitimierte Antijudaismus des Abendlandes den rassistischen Antisemitismus. Die Züge, die an der Rampe in Auschwitz ankommen, erhalten im Neuen Testament ersten psychologischen Treibstoff.
Im Mittelalter spiegelt sich die spannungs- und konfliktreiche Geschichte von Christen und Juden in den beiden allegorischen Frauengestalten der “Ecclesia und Synagoga”, die eine variantenreiche Entwicklung erleben. In der Ausstellung “Ecclesia und Synagoga” wird die fast nur herablassende, verachtende Wahrnehmung des Judentums über einen Zeitraum von 1000 Jahren anhand von Zeugnissen aus der mittelalterlichen sakralen Kleinkunst und kirchlichen Monumentalplastik nachgezeichnet. Mit ihren sechzig Exponaten darf die Ausstellung Einzigartigkeit beanspruchen, da hier zum ersten Mal weithin unbekannte religions-, kultur- und sozialgeschichtlich bedeutsame Zeugnisse erschlossen werden.
Während der fünfwöchigen Ausstellungsdauer lädt das Jüdische Museum Hohenems zu sechs Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen ein. Sieben ausgewiesene Referenten setzen sich mit theologischen, kunst- und literaturhistorischen, psychologischen, soziologischen und politologischen Aspekten des abendländischen Antisemitismus auseinander. In diesem weiteren Zusammenhang wird speziell auf die Vorarlberger Regionalgeschichte eingegangen, der das Jüdische Museum Hohenems besonderes Interesse schenkt.
Eine Ausstellung der Alten Synagoge Essen und des Regionalgeschichtlichen Museums Saarbrücken
Kurator und Herausgeber des Katalogs:
Herbert Jochum (Saarbrücken)
Vermittlung:
Bruno Winkler/Helmut Schlatter (Hohenems)