Tradition und Aufklärung
„Wer sind wir?“

Gesetze und Verordnungen im Geiste der Aufklärung eröffnen Ende des 18. Jahrhunderts erstmals den Weg in die bürgerliche Gleichstellung der Juden und anderer Minderheiten. Anpassung an die Mehrheit wurde aber zur Voraussetzung für den stufenweisen Eintritt in die Gesellschaft gemacht.
Das „Toleranzpatent“ von 1781/82 brachte den Juden in Österreich rechtliche Verbesserungen, aber auch Einschnitte in ihre Eigenständigkeit. In Hohenems bedeutete die bayerisch-napoleonische Herrschaft über Vorarlberg und Tirol 1806-1814 einen weiteren, entscheidenden Schritt zur Gleichstellung. Eine neue wohlhabende Bürgerschicht erarbeitete sich Erfolg und Bildungschancen, steigendes Ansehen und wachsenden politischen Einfluss.
Die Aufklärung löste in allen Religionen eine Auseinandersetzung über die Tradition aus. Fortschrittliche Teile des deutschsprachigen Judentums begannen über eine Religions- und Liturgiereform nachzudenken. Der in Hohenems geborene Kantor und Komponist Salomon Sulzer war daran maßgeblich beteiligt.
Verweltlichung und kulturelle Anpassung trugen zur Integration der Juden in die christliche Mehrheitsgesellschaft bei. Viele Juden bewegten sich zunehmend außerhalb religiöser Traditionen. weiter