Lesegesellschaft
„Ein die Bildung des Geistes befördernder angenehmer Umgang“

Im Jahr 2004 wurde die Hohenemser Lesegesellschaft im Jüdischen Museum neu gegründet.
1813 hatten sich erstmals Hohenemser Juden zu einem geselligen Bildungsverein zusammengeschlossen, der sich der Aufklärung verschrieben hatte. Ihr Zweck war ein „die Bildung des Geistes befördernder angenehmer Umgang“ und bestand „in einem ceremonielosen Zusammentreten der Mitglieder, um teils in Diskurs, teils in Verlesen besonders auffallender Passagen aus Zeitungen und Büchern ihren Unterhalt zu finden“, wie es in den Statuten hieß.
Die Lesegesellschaft hatte mehr als 30 Mitglieder, meist jüngere Angehörige der jüdischen Gemeinde, die als Kaufleute, oder als Lehrer, Handlungsgehilfen oder Sekretäre im Dienst von Hohenemser Familien arbeiteten. Die Gesellschaft bestand nur wenige Jahre, doch sie bildete den Auftakt zu den reformerischen und aufklärerischen Tendenzen in der jüdischen Gemeinde. Wie wir aus einer im Löwenberg-Haus, Schweizer Straße 4, gefundenen „Bücherliste“ wissen, wurden im jüdischen Hohenems die Werke der Aufklärung aber auch die zeitgenössische Bühnenliteratur gelesen.

Diese Tradition literarischer Kultur und eines offenen Diskurses über Zeitfragen wurde von der neuen Lesegesellschaft im Jüdischen Museum wieder aufgenommen. Lesungen und Diskussionen ergänzen das Programm des Museums. Die Lesegesellschaft ist gemeinsam mit der Stadt Hohenems und dem Verein Viertelforum an der Organisation des Hohenemser Literaturpreises für deutschsprachige Literatur von AutorInnen nicht-deutscher Muttersprache beteiligt, der seit 2009 alle zwei Jahre verliehen wird.