Datenbank Häuser
Häuser im Jüdischen Viertel

Die Datenbank enthält Informationen zur Geschichte der Häuser sowie zur Architektur des Jüdischen Viertels und dokumentiert Aussagen von Zeitzeugen zum jüdischen Leben in Hohenems.

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Haus:
Schweizer Straße 11; Israelitengasse 49; 65 (Städtisches Bürgerhaus)

Sozialgeschichte:
1806/07 gehört das Haus Baruch Guggenheim. Im Dienstbotenverzeichnis von 1814 sind dann Benedikt Schweitzer und Leopold Hirschfeld als Dienstherren angeführt. Das Haus bleibt durch das ganze 19. Jahrhundert zweigeteilt: Die eine Hälfte kommt aus dem Nachlaß des Benedikt Schweitzer auf Nina Löwengard, die sie 1879 ihren Kindern Heinrich, Henriette und Bertha Löwengard vererbt. Das andere halbe Haus geht von Barbara Hirschfeld auf deren Sohn Theodor Hirschfeld über, der es 1863 an Daniel Hirschfeld verkauft. Nach dessen Tod 1869 erbt es dessen Witwe Clara Hirschfeld, die diese Hälfte 1870 ihrem Sohn Julius Hirschfeld überläßt. Dieser verkauft sie 1873 an Anton Rosenthal.
Als Bewohner sind für die Jahre 1857 bis 1865 die zwei Familien des Ephraim Löwengard, Gatte der Besitzerin Nina Löwengard, und des Theodor Hirschfeld nachweisbar, 1857 insgesamt neun Personen und ein Dienstbote. 1865 hat die Familie des Ephraim Löwengard sechs, die des Theodor Hirschfeld zwei Mitglieder.

Besitz:
1806/07 Baruch Guggenheim

1814 Benedikt Schweitzer und Leopold Hirschfeld {Burmeister; Niederstätter, S. 205}

1848 Nina Löwengard geb. Levi, Josefine Hirschfeld geb. Löwi und Therese Steinach geb. Levi erhalten aus der Konkursmasse des Benedikt Schweitzer das halbe Haus No. 49. {1848; 5401}

1848, III, 3 Daniel Hirschfeld als Gewalthaber der Josefine und Therese Levi verkauft Nina Löwengard geb. Levi, Gattin des Ephraim Löwengard, 2/3 aus dem halben Haus No. 49; Kaufpreis: 980 fl. CM. Nina Löwengard besitzt nun das halbe Haus, die andere Hälfte des Hauses gehört Barbara Hirschfeld. {1848; 5416}

1848 - 1863 Zwischen 1848 und 1863 geht das halbe Haus von Barbara Hirschfeld auf Theodor Hirschfeld über. {o.A.}

1863, III, 23 Nach Versteigerung verkauft Theodor Hirschfeld das halbe Haus an Daniel Hirschfeld. {1863; 8039}

1869, X, 6 Nachlaß des am 19.3.1868 zu Hohenems verstorbenen Kaufmanns Daniel Hirschfeld: u.a. das halbe Wohnhaus No. 65 (2000 fl.) der erbl. Witwe Clara Hirschfeld in das Alleineigentum eingeantwortet. {1869; 1393}

1870, V, 2 Witwe Clara Hirschfeld in Hohenems verkauft das halbe Wohnhaus No.65 an ihren Sohn Julius Hirschfeld, Kaufmann; Kaufpreis: 2000 fl. Die andere Hälfte gehört der Witwe des Ephraim Löwengard, Sara (Nina) Löwengard-Levi. {1870; 943}

1872, X, 28 Julius Hirschfeld verkauft an Anton Rosenthal die Hälfte des zum Haus No. 65 gehörigen Stalls und Stadels; Kaufpreis: 350 fl. {1872; 2353}

1873, VI, 24 Julius Hirschfeld, dzt. in Wien, verkauft an Anton Rosenthal, Bürgermeister zu Hohenems, das halbe Haus No. 65 und die Hälfte des hinter dem Haus gelegenen Gartens; Kaufpreis: 1200 fl. {1873; 1304}

1879, X, 18 Nachlaß der am 23.6.1879 in Hohenems verstorbenen Sara Löwengard geb. Levi (= Nina Löwengard geb. Levi): das halbe Wohnhaus , alte No. 49, (1500 fl.) den drei erbl. Kindern Heinrich, Henriette und Bertha Löwengard zum gemeinschaftlichen Besitz eingeantwortet. Da der Stiefsohn Leopold Löwengard auf seinen 4. Anteil zugunsten der Schwestern verzichtet, erhalten Henriette und Bertha 3/4, der Bruder Heinrich nur 1/4 des Hauses. {1879; 1602}

1891, X, 29 Heinrich Löwengard in Wien verkauft seinen Anteil an dem Haus No. 65a an seine beiden Schwestern Henriette und Bertha Löwengard zum gemeinsamen Eigentum; Kaufpreis: 1000 fl. {1891; 4965}


Situation:
1848: halbes Haus in der Israelitengasse No. 49, Bes.No. 3591 + halber Stadel und Boden.
1848: halbes Haus No. 65, Bes.No. 5391.
1969: halbes Wohnhaus No. 65 + Stadel und Stallung, Bes.No. 3591 + Hälfte des hinter dem Haus gelegenen Gartens.
1870: halbes Wohnhaus No. 65 + Stadel und Stallung, Bes.No. 3591 + halber Garten hinter dem Haus.
1872: Julius Hirschfeld wohnt in Wien Leopoldstadt, Kleine Ankergasse No. 2, 1. Stock, Stiege 3.
1873: halbes Haus No. 65, Bes.No. 3591
+ Hälfte des hinter dem Haus gelegenen Gartens; Julius Hirschfeld, Kaufmann in Wien Leopoldstadt, Augarten, Alleestraße No. 35.
1879: halbes Wohnhaus + halber Stadel und Boden in der Israelitengasse, alte No. 49, Bes.No. 3591 + Gemüsegarten.
1891: halbes Wohnhaus No. 65a + Garten.

Denkmalamt:


Zeitzeugen:
Gehört jetzt Mathis Ilse. Ihr Vater hat das Haus gekauft. Vor ihm hat es wahrscheinlich zwei Frauen namens Löwengart gehört bzw. haben hier gewohnt. Wann er das Haus gekauft hat weiß Frau Mathis nicht mehr, aber ganz sicher schon vor 1938. Das Haus wurde dann teilweise vermietet. Die Raumanordnung wurde nicht verändert; das Haus ist so geblieben, wie sie es von den Juden übernommen haben. Das Haus besteht heute aus zwei Wohnungen. Früher waren mehrere Wohnungen in diesem Haus. Einiges wurde umgebaut z. B. aus der früheren Küche wurde das jetzige Bad. In der Waschküche, die umgebaut wurde, waren noch vor dem Umbau Spuren von Juden zu sehen. An der Decke waren Haken angebracht wo die Juden das Fleisch aufgehängt haben. Die Waschküche hatte eine Gewölbedecke. Vom Garten her konnte man in einen Holzstadel gelangen. 1961 hatte man den Stadel zu einer Wohnung umgebaut. Früher muß dort einmal ein Saustall gewesen sein; man hat noch die Futtertröge gesehen. Zum Haus gehörte ein großer Garten. Das Haus hat auch einen großen Naturkeller. Das Treppenhaus in ihrem Haus ist noch Original; auch die Eingangstüre zu der Wohnung ihres Sohnes. Noch gut erkennbar ist, daß das Haus früher mehrere Wohnungen hatte.

Gottfried Brauchle wohnte auch in diesem Haus ebenfalls Bobleters; in diesem Haus waren drei Wohnungen, sagt Franz Fenkart. Seit er denken kann, wohnten dort schon keine Juden mehr.

Rudolf Ludescher sagt, daß vor Mathis "Brauchles" in der Schweizerstr. 11 wohnten. Dort war ein Stall, der in den 30er Jahren noch bewirtschaftet war. In dieser Gegend wohnten schon lange keine Juden mehr.

Josef Schiebig sagt, daß die zwei Jüdinnen, die einmal bei Mathis Ilse wohnten, auch einmal im Armenhaus gewohnt haben.

Dr. Amann sagt, daß in diesem Haus im oberen Stock Stump, im zweiten Stock Michaleks und im ersten Stock Fam. Mathis wohnte. An einen angebauten Stall kann er sich nicht erinnern. Es stand aber einmal ein Stall ganz nahe an ihrem Haus. Vis-à-vis vom Haus stand eine Waschküche zwei Meter vom Haus entfernt. Sie reichte bis zum zweiten Stock hinauf. die Waschküche wurde dann abgebrochen.

Karl Wehinger sagt, daß hier zwei ledige Jüdinnen wohnten. Man nannte sie "Turteltauben", erzählt Hermine Fitz.

Architekturgeschichte:




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