Salomon Sulzer wurde 1804 in Hohenems geboren. Nach Studienaufenthalten in Karlsruhe und Frankreich erhielt der erst Sechzehnjährige die Kantorenstelle an der Hohenemser Synagoge übertragen. 1826 wurde Sulzer an den im Jahr zuvor neu errichteten Wiener Stadttempel als Kantor berufen, wo er gemeinsam mit Prediger Isaak Noah Mannheimer den ‚Wiener Ritus‘ begründete – eine gemäßigte Art der Reform, die sowohl von Erneuerern als auch von Traditionalisten angenommen wurde. Sulzer galt bald auch außerhalb des Wiener Judentums als markante Persönlichkeit. Salomon Sulzers wunderbarer Bariton war weit über die Stadtgrenzen bekannt. Zu seinen begeisterten Bewunderern und Freunden zählten die Komponisten Franz Schubert, Franz Liszt, Giacomo Meyerbeer, Robert Schumann und Niccolo Paganini, die des öfteren den Wiener Stadttempel besuchten, um Sulzer zu hören.
Das kompositorische Hauptwerk Sulzers, das auch seinen Ruf als Reformator des Synagogengesangs begründete, ist das in zwei Teilen erschienene ‚Schir Zion‘ (Gesang Zions) mit zum überwiegenden Teil selbst komponierten Werken für den gottesdienstlichen Gebrauch.
Die neuen Kompositionen wurden zum ersten Mal mit vierstimmiger Chorbegleitung geschrieben und beeinflussten den Gebetsstil in vielen Synagogen. Er verfasste die beiden Bände von ‚Schir Zion‘, in dem alle Gebete des Jahres gesammelt sind. Diese prägt den Synagogengesang bis in die heutige Zeit. Daneben war Sulzer als Komponist weltlicher Lieder tätig: Neben Revolutionsliedern vertonte er unter anderem Gedichte von Goethe.
Sulzer starb im Jahre 1890 und wurde in Wien begraben. Seine synagogale Musik umrahmt auch heute noch die Gottesdienste am Wiener Stadttempel, und im angelsächsischen Sprachraum gehört sie zum festen Repertoire zahlreicher Synagogen.
Salomon Sulzer
Kantor und Komponist: Salomon Sulzer (1804-1890)