Susan Philipsz – Night and Fog
Susan Philipsz – Night and Fog
Soundinstallation auf dem Jüdischen Friedhof Hohenems
31. Jänner bis 3. April 2016

Susan Philipsz – Night and Fog ist eine Ausstellung des Kunsthaus Bregenz an zwei Orten in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems.

„Ich habe mich in meinem Projekt von der natürlichen Atmosphäre der Örtlichkeit inspirieren lassen und möchte darüber hinaus auch die Geschichte der Region erforschen. Im Kunsthaus Bregenz möchte ich Aspekte wie Verschwinden, Undeutlichkeit und Abwesenheit thematisieren und das Ambiente des Ortes mit einer tieferen geschichtlichen Perspektive verbinden.“ Susan Philipsz

Die Schottin Susan Philipsz gehört zu den herausragenden Künstler/innen der Gegenwart. Ihre Soundinstallationen auf der Documenta in Kassel, im Guggenheim Museum New York oder in der Tate Gallery in London nähern sich immer wieder den Beziehungen zwischen Trauer, Erinnerung und Trauma an. In ihrer letzten Arbeit War Damaged Musical Instruments (2015) beschäftigte sie sich mit kriegszerstörten Instrumenten. Ausgangspunkt ihres gegenwärtigen Projektes für das Kunsthaus Bregenz und das Jüdische Museum ist Peter Zumthors Architektur, eine illuminierte Struktur vor dem Hintergrund des Sees und des Nebels, der in den Wintermonaten Stadt und Landschaft prägt – und die Erinnerungslandschaft des Hohenemser Friedhofes, der sich am Berghang wie eine Treppenskulptur aus der Ebene erhebt.

1955 versuchte Alain Resnais in seinem Dokumentarfilm Nacht und Nebel, die Deportationen in die Lager Auschwitz und Majdanek zu rekonstruieren. Susan Philipsz zerlegt für das Kunsthaus Bregenz die von Hanns Eislers komponierte Filmmusik in die einzelnen Stimmen der Instrumente. Eine der Stimmen erklingt auf dem Jüdischen Friedhof in Hohenems, der nun bald 400 Jahre ein „Ort des Lebens“ und der Erinnerung ist. 1938 wurde hier die Asche des in Dachau ermordeten Louis Weil beigesetzt (oder die Asche anonymer KZ-Opfer wie sie üblicherweise von den Nazis an Angehörige versandt wurde). Das war die letzte Beerdigung vor dem Krieg, bevor die letzten noch hier lebenden Mitglieder der Gemeinde deportiert und ermordet wurden. Doch auch heute ist der Friedhof ein „Ort des Lebens“ und noch immer finden Beerdigungen statt. Getragen wird der Friedhof vom Verein zum Erhalt des Jüdischen Friedhofs Hohenems.

Susan Philipsz wurde 1965 in Glasgow geboren. 2000 wurde sie vom PS1 Studio Residency Program zu einem Künstleraufenthalt in New York eingeladen. 2001 nahm sie am Studioprogramm KW  Residencies der Kunst-Werke Berlin e.V. teil und lebt seitdem in Berlin. Ihr Werk setzt sich auf der Grundlage eines melancholischen Daseinsgefühls mit der menschlichen Stimme auseinander. In ihren akustischen Werken arbeitet sie meist ortsspezifisch. Bekannt wurde Philipsz 1999 mit a cappella gesungenen Liedern, für das Glasgow International Festival 2010 entwickelte sie nach einer Ballade aus dem 16. Jahrhundert das Werk Lowlands. Das Liebeslied — in drei Versionen gesungen, um unter drei Brücken in Glasgow übertragen zu werden — wurde später an der Tate Britain in London zur Aufführung gebracht. 2010 erhielt sie dafür den renommierten Turner Prize.

Einzelausstellungen in jüngster Zeit waren unter anderem War Damaged Musical Instruments,  Duveen Galleries, Tate Britain, London (2015/2016); Follow Me an unterschiedlichen  Ausstellungsorten in Genua und im Museo d´Arte Contemporanea di Villa Croce, Genua (2015); War Damaged Musical Instruments (Pair), Theseustempel, Kunsthistorisches Museum, Wien (2015); The Distant Sound an unterschiedlichen Ausstellungsorten in Dänemark, Schweden, Norwegen (2014); Part File Score, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin , Berlin (2014); It Means Nothing To Me, Mizuma & One Gallery, Peking (2012); Seven Tears, Ludwig Forum, Aachen (2011), You Are Not Alone, Haus des Rundfunks, Berlin (2011); We Shall Be All, MCA – Museum of Contemporary Art, Chicago (2011).

Titelfotos: Rudolf Sagmeister, 2015