Geschichten von Gegenständen
Judaika aus dem Beziehungsraum der Hohenemser Juden
The Gross Family Collection, Tel Aviv
17. Juni bis 15. August 1994

Die Gross Family Collection besitzt in Fachkreisen hohes Ansehen, sowohl was die Qualität der gesammelten Gegenstände und die fachliche Kompetenz des Sammlers, als auch was deren Umfang angeht. Gegenstände aus dieser Sammlung waren in den letzten Jahren in zahlreichen großen Ausstellungen zu jüdischer Geschichte in Israel, den USA und Europa vertreten. Die gezeigten Gegenstände der privaten Sammlung von Bill Gross sind großteils zum ersten mal in der Öffentlichkeit zu sehen.
Die Auswahl der in Hohenems gezeigten Gegenstände bezieht sich in erster Linie auf die Möglichkeit, sie mit der Objektkultur der Hohenemser Juden in Verbindung zu setzen. Die Ritualgegenstände der ehemaligen Jüdischen Gemeinde in Hohenems sind nicht überliefert. 1938 von der nationalsozialistischen Gemeindeverwaltung beschlagnahmt, verlieren sich ab diesem Zeitpunkt ihre Spuren. Davon ausgehend werden in dieser Ausstellung Gegenstände aus jenem kulturellen Raum präsentiert, der sich durch die wirtschaftlichen, familiären und kulturellen Beziehungen der Hohenemser Juden gebildet hat. Die ausgewählten Gegenstände stammen aus dem Elsaß, aus Basel, Süddeutschland, Böhmen, Mähren und Wien.

Das Ausstellungsprojekt ermöglicht so für einige Wochen die Rückkehr von Gegenständen, die einst im kulturellen Umfeld der Hohenemser jüdischen Gemeinde hergestellt und verwendet wurden und heute in der privaten Sammlung der Familie Gross in Tel Aviv bewahrt werden. Wenn sie auch nicht selbst aus der ehemaligen Hohenemser Gemeinde stammen, so vermögen sie doch eine Ahnung vom kulturellen Reichtum einstigen jüdischen Lebens in dieser Region zu geben.
Gezeigt werden Gegenstände des synagogalen Toraschmuckes, Gebetshandschriften, Ritualgegensstände der jüdischen Festkultur und vieles mehr. Sie vermitteln das religiöse Ritual, in dessen Kontext sie verwendet wurden und bis heute verwendet werden; sie vermitteln Kunsthandwerkstraditionen – jüdische wie christliche, denn ein Großteil der jüdischen Ritualgegenstände wurde auf Grund des für Juden bestehenden Verbotes, ein Handwerk auszuüben, von christlichen Kunsthandwerkern gearbeitet – und sie repräsentieren ihre ehemaligen Besitzer und die Menschen, die sie gebraucht haben.

Katalog
Zur Ausstellung ist ein 184 Seiten starker, kleinformatiger, zweisprachiger (deutsch/englisch) Katalog erschienen, in dem alle ausgestellten Objekte abgebildet und ausführlich beschrieben sind. Er enthält außerdem eine Einführung des Sammlers Bill Gross und drei Aufsätze der Ausstellungsmacherin und Direktorin des Jüdischen Museums Hohenems Mag. Eva Grabherr und der beiden Ausstellungskuratoren Dr. Anette Weber (Jüdisches Museum Frankfurt) und Dr. Emile G.L. Schrijver (Bibliotheka Rosentaliana, Amsterdam).

Ausstellungskonzept:
Eva Grabherr (Hohenems)
Anette Weber (Frankfurt/Main)
Emile Schrijver (Amsterdam)
Vermittlung:
Bruno Winkler und Helmut Schlatter (Hohenems)