Integration und Ausschluss
„Gehören wir dazu?“

Gemeinsame Interessen, Wohlstand und bürgerliches Selbstbewusstsein bedeuteten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch wachsende Teilhabe der Hohenemser Juden am Alltag der Marktgemeinde.
Die Juden blieben aber im politischen Leben der Marktgemeinde benachteiligt. Als Kompromiss durften sie 1849 eine eigene politische Gemeinde gründen, mit beschränkten Rechten. Juden konnten sich jetzt auch in den Hohenemser Vereinen engagieren, sei es für kulturelle oder soziale Belange. Der jüdische und der christliche Gesangsverein vereinigten sich für einige Jahre. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts trugen jüdische Familien erheblich zum Bau des Hohenemser Krankenhauses bei.
Um 1900 machte sich der wachsende Antisemitismus in Vorarlberg und Tirol massiv bemerkbar. Vorurteile und traditionelle christliche Judenfeindschaft wurden nun zum politischen Programm mit dem Anspruch auf Welterlösung.
Aufgrund der Landflucht lebten in Hohenems nur noch wenige Juden – „eine ganz kleine jüdische Gemeinde, die nur von den Erinnerungen lebt“, wie Theodor Elkan, der letzte Vorsitzende der Gemeinde, 1931 schrieb. Die Gegensätze wurden auch in Hohenems schärfer. Freundschaften zwischen Juden und Nicht-Juden stand die immer lauter zu hörende Forderung nach dem „Ausschluss der Juden“ gegenüber. weiter