400 Jahre Juden in Hohenems
Im Juli 1617 trat der erste Schutzbrief in Kraft, der es zwölf Juden ermöglichte, sich in Hohenems niederzulassen und eine Gemeinde zu gründen. In den darauffolgenden 200 Jahren erfuhr der Schutzbrief für die Hohenemser Juden nicht nur unzählige Erweiterungen und Umschreibungen, er wurde auch von Kaspars Urenkel, Franz Karl, außer Kraft gesetzt und die Juden 1676 aus Hohenems verjagt – nur, um ihnen 1688 aus finanziellen Nöten die Ansiedlung mittels eines neuen Schutzbriefes erneut zu gewähren.
Der Blick in die verschiedenen abgeänderten und erweiterten Versionen des Hohenemser Schutzbriefes zeigt, wie sehr die Juden politischen Ereignissen und der Willkür der jeweiligen Herrscher ausgesetzt waren. Um solcher Willkür oder der Vertreibung zu entgehen und das Leben der Gemeinde zu entwickeln, bedurfte es der geschickten Diplomatie und des Gefühls für die Interessen der Bevölkerung und der jeweiligen Herrschaft, die nach dem Ende der Hohenemser Reichsgrafen 1758 schließlich wieder an das Haus Habsburg zurückfiel.
Das Jüdische Museum Hohenems möchte zum 400. Jahrestag des Hohenemser Schutzbriefes Einblicke in diese Abhängigkeiten gewähren. Die verschiedenen Schutzbriefe ab 1617 bezeugen die sich ändernden Intentionen der Herrscher, ebenso wie politische, soziale und kulturelle Umwälzungen von der Frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert. Diese Wandlungen spiegeln dabei auch das Bild der Juden in der jeweiligen, zeitgenössischen Gesellschaft wider.
Der Schutzbrief ist in diesem Sinne der Versuch, einer Randgruppe ihren gesellschaftlichen Ort zuzuweisen – je nach Nutzen der Mehrheitsgesellschaft. Und er wirft seinen historischen Schatten auch auf die Gegenwart: Das jüdische Leben in Hohenems nach der Emanzipation der Juden in Österreich-Ungarn 1867 ist schließlich von Abwanderung geprägt, bis die jüdische Gemeinde 1940 durch die Nationalsozialisten zerstört wurde. Die Nachkommen der Hohenemser jüdischen Familien bewahren bis heute, überall auf der Welt zerstreut, das Andenken an ihre Geschichte.
An die Ursprünge dieser Geschichte in den Hohenemser Schutzbriefen erinnert vom 3. April bis zum 31. Juli 2017 eine kleine Schau im Foyer des Museums.
Veranstaltungen im Rahmen der 400-Jahr-Feier:
Mo, 3. April 2017, 19 Uhr
19 Uhr: Eröffnung der Foyer-Ausstellung mit Umtrunk
Wie eine Jüdische Gemeinde entsteht. Juden im Spannungsfeld von Gesetz, Religion und Gesellschaft um 1600
19.30 Uhr: Vorträge und Gespräch mit Prof. Dr. Stephan Laux (Trier) und Dr. Wolfgang Scheffknecht (Lustenau) mehr ►
Do, 20. April 2017, 19:30 Uhr
In der Judenstadt. Die Wiener Juden im 17. Jahrhundert
Lesung mit Claudia Erdheim (Wien) mehr ►
Mi, 17. Mai 2017, 19:30 Uhr
Heereslieferungen, Schanzarbeiten, Klagelieder:
Juden im Dreißigjährigen Krieg
Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Martha Keil (Wien/St. Pölten) mehr ►
So, 2. Juli 2017, 11:00 Uhr
400 Jahre Hohenemser Schutzbrief – Festakt
Festvortrag von Dan Diner (Tel Aviv) und Konzert mit jüdischer Musik des Barock mehr ►
Wir danken für die Unterstützung durch:
Collini, Hohenems
American Friends of the Jewish Museum Hohenems
VKW Vorarlberger Kraftwerke AG, Bregenz
Dornbirner Sparkasse Bank AG
Tectum Spenglerei und Bauwerksabdichtung, Hohenems
Jakob Eisenstein, Eisenstein Textil, Feldkirch
Günter Bucher, Bucher Verlag, Hohenems
Österreichische Lotterien, Wien
VEM, Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie, Feldkirch
Wirtschaftskammer Vorarlberg, Sparte Industrie, Feldkirch
Notariat Dr. Johannes Häusler, Hohenems
Steuerbüro Dr. Martin Achleitner, Hohenems
Stadt Dornbirn
Marktgemeinde Lustenau
Gemeinde Altach
Stadt Hohenems
Vorarlberger Landesregierung, Kultur
Verein zur Förderung des Jüdischen Museums Hohenems
Bundeskanzleramt – Kunst und Kultur, Wien
Bundesministerium für Bildung und Frauen, Wien