Familienaufstellung. Israelische Porträts
Fotografien und Interviews von Reli und Avner Avrahami23. April 2013 bis 2. Februar 2014

Zehn Jahre lang durchquerten Reli und Avner Avrahami das Land Israel, fotografierten zufällig ausgewählte Familien, und stellten ihnen Fragen über ihr Leben: ihre täglichen Angewohnheiten und ihre Träume, ihre Herkunft und ihren Glauben, ihre Sicht der Welt und ihre Beziehungen. Die beiden besuchten hunderte von Familien in ihren Wohnungen, und später auch Menschen, die unter einem Dach wohnen – von der Wohngemeinschaft bis zu Insassen eines Gefängnisses.
Reli fotografiert, Avner schreibt. Sie navigiert, er fährt. Sie sind Mann und Frau. Jahrelang erschienen ihre Beobachtungen unter dem Titel »Family Affair« in der Wochenendbeilage der Tageszeitungen Haaretz und Maariv.
Für viele Israelis war diese Lektüre ein Wochenendritual: Begegnungen mit Menschen, die eingewandert oder in Israel geboren sind, säkular oder religiös leben, als Juden, Muslime oder Christen, Araber oder Europäer.
Das Format ist immer das gleiche: eine farbenfrohe Fotografie und ein sehr persönlicher Text. Sichtbar werden die Spannungen der israelischen Gesellschaft, ihre nationalen und religiösen, sozialen, politischen und ethnischen Risse über die Spuren im Alltag, im Familienleben, in den Wohnverhältnissen.
Achtzig von mehr als fünfhundert Geschichten sind nun in dieser Ausstellung versammelt, die 2012 im Eretz Israel Museum in Tel Aviv gezeigt wurde und nun erstmals in Europa zu sehen ist. Achtzig Porträts von Familien und anderen Menschen, die in Israel gemeinsam unter einem Dach wohnen, in einem Land das noch keine Identität gefunden hat, in der sich seine verschiedenen Einwohner gemeinsam wiederfinden können. Jeder und jede der Porträtierten repräsentiert nur sich selbst, gemeinsam aber ergeben sie das Mosaik des Staates Israel am Beginn des 21. Jahrhunderts.

„Am Morgen des 18. Juni 2002 machten wir uns auf den Weg. In Jerusalem explodierte ein Bus, die Israelis verfolgten begeistert die Fußball-Weltmeisterschaft in Süd-Korea, das Land blutete und wir fuhren hinaus, um Israelis zu fragen, wie es ihnen geht. An diesem Tag, nach zwei Strafzetteln, (für eine Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Schnellstraße 65 und für falsches Parken in Tiberias) und nach den Besuchen von drei Häusern (in Kfar Hitim, Moshav Mitzpe und Kibbutz Lavi), trafen wir zwei Feststellungen, die unsere Arbeit in den nächsten Jahren bestimmten: 1) Jeder hat eine Geschichte zu erzählen, 2) drei Familien an einem Tag zu interviewen, ist keine gute Idee.“
Avner Avrahami

Eine Ausstellung des Eretz Israel Museum, Tel Aviv

Kuratorin:
Galia Gur Zeev, Tel Aviv
Gestaltung:
atelier stecher, Götzis
Roland Stecher and Thomas Matt
Programmgestaltung:
Hanno Loewy
Vermittlung:
Tanja Fuchs, Angelika Purin
Öffentlichkeitsarbeit/Organisation:
Birgit Sohler
Sekretariat:
Gerlinde Fritz
Übersetzungen:
Rita Goldman
Ira Moskowitz